Lord Kesseli And The Drums
Melodies Of Immortality
Text: Daniel Thomas
Dominik Kesseli und Michael Gallusser aus St. Gallen verdingen sich eigentlich bei Stahlberger, die auf Schwyzerdütsch die Volksmusik so ironisch brechen wie hierzulande ihr Landsmann Dagobert. Das muss man wollen. Was sie mit Lord Kesseli And The Drums abliefern, muss man können. Jeder Song auf “Melodies Of Immortality” hat seinen individuellen Charakter, elektronisch, rockig, transluzent. “Chemical Mother” bedient die ganze Bandbreite von diesiger Clubatmosphäre über akustische Ruhepausen zu hallendem Indierock. Aus der Filmmusik im Auftakt von “Cold War” schimmern bald Low durch den Slowcore. Das sind eigentlich eher kleine Messen als Songs, die von der unwirklichen Sorte und nicht selten eine von Fantasie geplagte Erinnerung an den Zauberer von Oz. Sie wiegen sich in metallischem Widerhall, bis ein Rave den Hochofen anschmeißt und ein bisschen Industrial herauskocht. Diese Elegie ist allen Stücken gemein, tragisch und reizend, mit einer Melodiösität, die die Schönheit konserviert, wo zerklüftete, blecherne Kälte herrscht. Die beiden Exzentriker singen dabei von Robotern und Chemielaboren, Patienten und Experimentaltherapien und lassen ihre Stimmen gerne mal so traumatisch nach unten abschmieren wie Chino Moreno. Das Schlussstück “Winterstorm” ist nur ein weiteres Paradebeispiel, wie aus Störgeräuschen reizende Intimität entsteht. So ähnlich würden heute vielleicht Portishead klingen, wenn sie nicht gerade wieder dabei sind, ein fertiges Album zu löschen, um die Welt noch ein paar Jahre warten zu lassen.