Los Campesinos!
Hold On Now, Youngster...
Text: Sascha Krüger
Jack Peñate, Lily Allen, Kate Nash und wie sie alle heißen: Die Alternativbewegung zur kollektiven DSDS-Verdummung und zur Rettung der wertvollen Popmusik kommt in England immer mehr ins Rollen. Das zumindest sei, glaubt man dem Erstgenannten, der Hauptgrund für die plötzliche Existenz so vieler cooler Songwriter mit dem Schalk im Nacken, einem Lächeln im Mundwinkel und einer hübschen Melodei auf den Lippen. Kamen diese Vorreiter noch allesamt und Trend-traditionsgemäß aus London, ist dieses kauzige, viel Lust und Freude schenkende Pop-Phänomen inzwischen auch in den Provinzen angekommen. Denn dieses Septett fand sich vor gerade mal eineinhalb Jahren im Walisischen Cardiff zusammen, um so dem Uni-Sport zu entgehen. Latent planlos wurde dann einfach mal drauflos gespielt, wie in einer Bastelstube talentierter Dilettanten – und nur ein Dreivierteljahr später wurde man von Broken Social Scene auf Tour eingeladen. Kann man verstehen, denn Los Campesinos! sind ein herrlich unbemüht und putzig musizierender Flohzirkus. Mit so großem Ungestüm wird aufgespielt und dahergesungen, dass selbst die lieblichsten Tonfolgen nach Bier, Zigaretten und leichtem Mundgeruch schmecken. In diesem Gegensatz liegt denn auch ihr besonderes Können: knackige, schmissige und superlecker reinlaufende Pop-Zückerchen mit der gehörigen Portion Schmutz, Straße und Keller-Odeur zu versorgen. Damit ist den sieben sympathischen Spacken ein ausgezeichnetes Frühlingsalbum zwischen Motorpsycho und Art Brut, den Figurines und KVLR gelungen, das unmittelbar gefällt, in seiner bruddeligen Ästhetik aber zugleich auch fordert. Dafür: Chapeau!
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