Unpassend wirkt dagegen der Albumtitel “No Blues”, der keineswegs eine Abkehr von den morbiden und ernsteren Themen des Vorgängers “Hello Sadness” andeuten soll und erst im Kontext von “As Lucerne/The Low” seine eigentliche Bedeutung verrät: There is no blues that can sound quite as heartfelt as mine. Tatsächlich singt niemand den Blues so wie Gareth Campesinos, der für jede Situation ein abwegiges Bild aus dem Fußball parat hat. Da werden Catenaccio-Abwehrriegel geknackt, ein Panenka-Elfmeter vermasselt oder Ex-Freundinnen von Béla Guttmann verflucht, dem José Mourinho früherer Jahrzehnte. Es spielt den Blues auch niemand so wie das Sextett aus Cardiff, dessen zuckriger Indiepop sich nie so recht zwischen Melancholie und Euphorie entscheiden kann. Während “A Portrait Of The Trequartista As A Young Man”, “Glue Me” und das episch inszenierte “The Time Before The Last Time” Trübsinn verbreiten, verquicken Los Campesinos! auf den übrigen Songs die Emotionen zu einem kunterbunten Cocktail: “What Death Leaves Behind” besingt die Sterblichkeit mit fröhlichem Call-And-Response-Gesang, “Avocado, Baby” wird von flirrenden Synthies in ekstatische Höhen getrieben und die Bläser in “Cemetery Gaits” überdecken erfolgreich, dass es sich hier eigentlich um eine sad story handelt. Von The Smiths, auf deren Song “Cemetry Gates” der letztgenannte Titel anspielt, haben Los Campesinos! außerdem eine wichtige Regel gelernt: Pathos ist gut, solange man es mit ein wenig Augenzwinkern und Humor garniert. Und das beherrschen Los Campesinos! perfekt.
weitere Platten
All Hell
VÖ: 19.07.2024
Sick Scenes
VÖ: 24.02.2017
Hello Sadness
VÖ: 11.11.2011
Romance Is Boring
VÖ: 29.01.2010
We Are Beautiful, We Are Doomed
VÖ: 31.10.2008
Hold On Now, Youngster...
VÖ: 15.02.2008
Sticking Fingers Into Sockets (EP)
VÖ: 14.09.2007