Los Campesinos!
Romance Is Boring
Text: Hauke Hackstein
Im Grunde waren Los Campesinos! schon zum letzten Album verloren. Das erste traf den Hype um die neueste britische Indiebewegung, wo Pop und Humor groß, Regeln und Grenzen dagegen äußerst klein geschrieben wurden, direkt zwischen die Augen. Plötzlich durfte alles bunt, verballert und kulleräugig sein, ohne dass es der Geschmackspolizei die Nachtruhe raubte. “Hold On Now, Youngster” warf nicht nur einige kurzweilige Tanzflächenfüller ab, sondern war so frisch und unverbraucht, dass alle nach mehr lechzten: das zappelnde Fußvolk, die Band selbst, das Label. “We Are Beautiful, We Are Doomed”, in einer Geschwindigkeit aufgenommen und nachgeschoben, dass mancher gar nicht glauben mochte, hier handele es sich um mehr als nur Ausschussware des Hitalbums, wurde dann noch wohlwollend durchgewinkt. Immerhin war der Lippenstift der letzten Party noch nicht aus dem Lieblings-T-Shirt rausgewaschen und die Lalalas des Debüts steckten noch irgendwo im Gehörgang fest. Die dritte Platte nun will aber nicht mehr so zünden, wie man das gern hätte. Ja, die erste Hälfte hat zwei Hits, die es in die Playlists der DJs schaffen sollten, doch man wird das Gefühl nicht los, Los Campesinos! verliefen sich hier in ihren eigenen Ambitionen. Ganz so süß und zuckrig ist das nämlich nicht. Es gibt noch Schunkelrhythmen, Chöre, Trompeten, Posaunen, all den Kaugummi-Kram, doch Los Campesinos! zersetzen ihre Trademarks immer öfter mit einer Schicht aus noisigen Gitarren, zerfahrenen Arrangements und kratzigen Soundfetzen, die mehr verwirren als verzücken.
weitere Platten
All Hell
VÖ: 19.07.2024
Sick Scenes
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No Blues
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Hello Sadness
VÖ: 11.11.2011
We Are Beautiful, We Are Doomed
VÖ: 31.10.2008
Hold On Now, Youngster...
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