Deshalb gibt es auch keine festgelegten Regeln auf Stranger In The Alps. Die neun Tracks sind zwar klar im Postrock verankert, nehmen sich aber auch das Recht heraus, in Loki und Heartfelt Wolf kurzzeitig zu schreien oder in Pearl River Delta auf lautmalerische Chöre zurückzugreifen, wenn es denn Sinn und Laune macht. Möglichkeiten für solche Extras bieten sich zu Genüge auf dem Debüt des 2010 gegründeten Quartetts aus dem britischen Watford. Hinter jedem Takt locken Abzweige oder Umwege, über die die verdammt verspielte Melancholie und Euphorie letztlich mit klassischen Rock-Instrumenten quer durch die Alpen gejagt werden. Im Opener Stranger In The Alps geschieht dies erst nach vier herrlichen Minuten, der Titeltrack nimmt eine kurze Wendung, um mit Volldampf in die Spur zurückzufinden und erneut auszubrechen. Lost In The Riots sind damit noch nicht ganz beim Spandexbuxen tragenden, betrunkenen Kammerorchester, nach dem And So I Watch You From Afar auf ihrem letzten Album Gangs klingen. Nah dran sind sie aber allemal. Die Gitarren in Boats Against The Current klingen wiederum sehr nach Explosions In The Sky, das folgende Sentinels ist viel mehr Math- als Postrock und The City Burned reines Instrumental-Karate. Eröffnet und abgerundet wird dieses wilde und stimmige Album mit dem tollen Artwork von Tim McDonagh, der womöglich noch bekannter ist als Lost In The Riots, weshalb Stranger In The Alps auch nur über lostintheriots.bandcamp.com erhältlich ist. Noch, prophezeien wir.