Man wird sie noch vermissen lernen, diese bis auf weiteres einzigartige Verbindung, die uns Lamb bescherte: ein Clubmusikschwurbler mit brutalst ausgefuchsten Beats und diese Engelsstimme, die immer eine Spur zu schön, zerbrechlich und vergeistigt klang für derlei Bounce-Geklacker. Auch Lou selbst, mittlerweile zweifache Mutter und vom musikalischen Ansatz her eher künstlerisch als clubbig, hat einsehen müssen, dass der Lamb-Entwurf nicht der ihre ist. Auf die Trennung folgte die Gründung eines Labels, das nun ihr Solo-Debüt anbietet. Streng genommen ist “Believed One” reiner Folk; die Akustische plinkert sorgsam durchdachte Akkorde, Rhythmen werden eher perkussiv angedeutet als ausformuliert, es gibt irische Geigen und sehnende Celli; das Einzige, was sie noch mit ihrer Lamb-Vergangenheit verbindet, ist die grundsätzliche Offenheit, in ihre traditionell anmutende Musik subtile Elektroniksprengsel einzubauen, die dem Ganzen einen modernen, zeitgemäßen Touch verleihen. Jetzt natürlich mehr denn je im Mittelpunkt: ihre Stimme. Gäbe es die nicht, müsste man “Believed One” unter “nett, aber ein bisschen unerheblich” ablegen. So jedoch rückt eine von ausgeprägter Melancholie erfüllte Sängerin ins Zentrum nachdenklicher Musik, die den Hörer nur schwerlich wieder loslässt.
weitere Platten
One Good Thing
VÖ: 12.03.2010