Nach dem ersten Song “Talk Talk Talk Talk” greift man fast aus Notwehr zur Pause-Taste und rollt langsam Augenlieder wie Zehennägel wieder runter. Was ist denn da alles auf einen eingestürmt? Karen O. betreibt jetzt also eine Hüpfburg, in deren Innenraum Blondie- und Yeah Yeah Yeahs-Platten rückwärts auf doppelter Geschwindigkeit abgespielt werden, und ein drogenabhängiges Saxofon hängt schon seit Morgengrauen in der Gegend rum? Nein, das sind Love Is All aus Schweden, und ihre Sängerin hört auf den Namen Josephine Olausson. Hat man seine verbliebenen Sinne wieder eingesammelt, geht der richtige Handgriff allerdings in Richtung “Play”, nicht “Eject”. Denn der hypnotische Ersteindruck will am Leben gehalten werden. In den Songs steckt zu viel Input für den Kopf, und der will mehr. Klar ergeben sich Love Is All zu ersichtlich dem Charme einer manchmal dröhnend sägenden No-Fi-Orgie hin, immerzu klingen sie, wie frisch ins Mischpult geflossen, und keiner darf die Regler anfassen. Umhüllt von einer süßlichen Melodie-Zuckerwatte, die sich aus tausend mikroskopisch kleinen Pop-Wave-Punk-Fäden zusammensetzt. Ein kunstvolles Endergebnis, das sich auf dem Plattenteller lange nicht müde rotieren wird.
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