Der baut naturgemäß auf der Aggression-versus-Melancholie-Spanne auf Gesangs- und Instrumentalebene auf. Ästhetisch passt von der Songtitel-Länge und -Absurdität bis zum Klargesang und den Harmonien von Sänger Lucas Braun zwar alles zum Genre-Einmaleins, aber Loveline machen es sich nicht zu leicht.
Um dem Albumtitel Ehre zu machen, sprinten die Arrangements aus der Feder von Songwriter Michael Herre immer wieder von Extrem zu Extrem, so dass die Akzente dazwischen erst im zweiten Durchlauf auffallen. Etwa wie die rhythmischen Verschiebungen des Openers “Have You Tried Turning It Off And On Again?” auf höchstem Niveau schwindlig machen. Oder wie die harten Cuts aus immer raueren Riffs von Ex-VISIONS-Redakteur Gerrit Köppl in “At The Mountains Of Sadness” gen Black Metal schielen. Oder wie “A Day In A Life Of A Warp Core” in seiner düsteren Masse auch Raum für beinah zarte Melodien schafft.
Statt eingängigen Hits bauen Loveline aber immer auf komplexes Storytelling – das kann entweder in politische Statements wie dem feministischen “The Hooks Are Great But Sexual Abuse Isn’t” oder in den epischen Tanz am Abgrund führen, der in “This Island Earth” das Ende dieser kurzen, aber umso empfehlenswerteren Platte einläutet.
Das steckt drin: Chiodos, Glasses, Thursday