Wenn sich eine Band Low nennt und innerhalb der ersten zwölf Jahre ihrer Karriere genauso klingt, limitiert sie sich dann? Spätestens “Trust”, das vorletzte Album der zwei Männer und einen Frau aus Minnesota, schien so etwas wie die Perfektionierung der fulminanten Stille zu sein. Low-Konzerte waren damals so leise und langsam, dass man Gläser umkippen hörte. Und es wirkte wie eine Klatsche ins Gesicht, als Low 2005 ihr letztes Album “The Great Destroyer” veröffentlichten. Oft laut und kratzig, teils regelrecht störend kam die Band daher. Vielleicht war es nicht ihr allerbestes Album, aber es rodete den Weg aus der Sackgasse. Denn heute geht erstmals alles. Drums And Guns ist ein brodelndes Mus aus elektrischen Spielereien, schlau inszenierten Gitarren, Bass, Schlagzeug, Klavier und beschwörenden Gesangsarrangements. Immer wieder bauen Low aus disharmonischen Elementen das schöne Gegenteil. Der Kirchen-Trip-Hop “Breaker”, der Mini-Hit “Hatchet” oder das fast tanzbare “Always Fade” sind gute Beispiele dafür. Es ist die Mischung aus Ruhe und Lärm, aus Besinnlichkeit und morbiden, aber theatralisch intonierten Texten, aus herausragendem Songwriting und dem trotzigen Fragmentcharakter dieser immer ein wenig kaputten Songs, die den Reiz von “Drums And Guns” ausmachen. Dieses Album ist die unverhoffte Kür nach dem Befreiungsschlag: Low entdecken ihre Möglichkeiten neu und scheuen dabei nicht einmal Computer.
9/12 Jochen Schliemann
Low sind eine ungemein produktive Band, die fast jedes Jahr ein neues Album herausbringt, manchmal wie 2001 auch gleich zwei. Da waren durchaus sehr gute dabei und gerade ihr letztes, ungewohnt heftiges Werk “The Great Destroyer” erhöhte die Vorfreude auf noch kommende Veröffentlichungen. Nur, wie das leider oft so ist mit großen Erwartungen, können sie die Euphorie mit “Drums And Guns” nicht so ganz rechtfertigen. Ist ja auch nicht fair, im Titel Trommeln und Ballermänner zu versprechen und dann mit schlappen E-Beats und Schalldämpfer zu hantieren. Dabei zeigen sie mit “Breaker”, wie gut auch diese Platte hätte sein können. Ein entspannter Groove untermalt sinnlich-sakrales Orgelspiel, und die Gesangslinie ist ausnahmsweise mal angenehm prägnant. Auch “Sandinista” erfreut mit einer schönen Gesangsmelodie, organischen Drums und emphatischer Slomo-Atmo. Aber das wars denn auch schon fast mit den Höhepunkten von “Drums And Guns”. Im weiteren Verlauf plätschern Low meist erschreckend blutarm daher und wirken auch nicht sonderlich inspiriert beim Zusammenstellen diverser Knarz-, Brumm- und Plucker-Sounds. Der oft betont monotone Singsang von Mimi Parker, Gitarrist Alan Sparhawk und Bassist Matt Livingston trägt das Übrige dazu bei, dass beim Hörer bald nicht allein die Füße eingeschlafen sind. Wirklich schade, aber auf diesem Album haben Low scheinbar Reduzierung mit Limitierung verwechselt.
5/12 Dirk Siepe
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