Eine kleine Kritik an einige von denen, die sich Singer/Songwriter nennen, aber eigentlich Riffreiter sind. Da werden zuhause auf der Akustischen hübsche Gitarrenakkorde ausprobiert und – wenn die gefunden sind – mal eben eine Melodie darüber gesungen. Das klingt dann meistens hübsch und akkurat, aber eindimensional und spätestens zum vierten Song der Platte öde. Die Musikwelt braucht Ausnahmen wie Lucky Jim. Die Griffe sind nichts Besonderes, das Typische in Moll und Dur. Aber sie sind auch nur das graue Brot, auf das Gordon Grahame und Ben Townsend ihre Konfitüre schmieren. Lucky Jim geben Süßes, Saures, Bitteres, Mildes – und sie geben es immer mit Inbrunst und Raffinesse. Vergleiche mit Van Morrison oder Tim Buckley sind nicht falsch, doch verweigern sich Lucky Jim der Idee, dass freier improvisierte Lieder irgendwann ausfransen müssen. Dem Duo stand eine ganze Armada an erfolgreichen Britpop-Produzenten und Engineers zur Verfügung, und die wissen, wie ein Song heute klingen muss, damit er im Radio funktioniert. Manchmal – und das war beim ähnlich starken Vorgänger “Our Troubles End Tonight” anders – klingt das überambitioniert, vielleicht sogar kalkuliert. Doch immer wieder singt Grahame einer dieser tödlich guten Zeilen, die gelesen simpel klingen und erst unter die Haut gehen, wenn man ihn leiden hört. Vielleicht ist es das: Grahame ist alt genug, all das auch erlebt zu haben.
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Our Troubles End Tonight
VÖ: 03.05.2004