Beim Gang über das Ambient-Drahtseil fällt das Musiker-Kollektiv um Guido Lucas der Länge nach in den Ethno-Dreck.
`bluNoise`-Chef Guido Lucas ist ein eigenwilliger Typ, der uns schon so manchen kantigen Brocken beschert hat. Dessen konsequente Querdenker-Attitüde großartige Produktionen hervorgebracht hat – unerreicht wuchtig, wohltuend anders. Lude war sein bisher extremstes Projekt, das Debüt “Herzlude” ein doomiger Monolith mit schrägen Samples und psychedelischen Anleihen. Was Lucas und Konsorten jetzt mit “Ego” nachlegen, geht aber einfach gar nicht mehr – schon beim Cover-Artwork, das an einen drittklassigen Fantasy-Schinken erinnert, denkt man an einen Scherz, und der Inhalt steht der Verpackung keinesfalls nach. Der Tonträger besteht aus einem einzigen Stück – Musik möchte ich es nicht nennen – das alle Fragen offen lässt: Wie kann bei so vielen Beteiligten so wenig passieren? Ist das der Gipfel musikalischer Freiheit? Wer hört nach der ersten Viertelstunde, in der kaum wahrnehmbar geschwurbelt wird, noch weiter? Ist Lucas vielleicht einer Sekte beigetreten? Falls das ein Witz sein sollte: Ein echter Insider, über den garantiert kein Außenstehender lachen wird. Falls das eine Verweigerungshaltung auf die Spitze treiben soll: Herzlichen Glückwunsch, Klassenziel erreicht.
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Herzlude
VÖ: 01.05.2000