Mit Genres nimmt es die gehypte Gang rund um Blond, Mia Morgan, Drangsal & Co, ohnehin nicht so genau. Genau so wenig wie mit dem glatt geschliffenen Wohlklanganspruch des Streaming-Zeitalters. Den mit ihnen befreundeten Lyschko kann man nun Anbiederung ebenfalls nicht vorwerfen. Das fängt schon bei Frontfrau Lina Holzrichter an, deren Gesang intensiv, roh und präsent klingt – normschön und glatt produziert aber eben nicht. Da runter tasten sich Gitarre, Bass, Synthies und Schlagzeug mal in perlenden New Wave vor (“Fremd” mit einem Feature von Drangsal), mal in finsteren Post-Punk, den Love A lieben würden (“Nachtzug”), mal gibt es grelle Noise-Explosionen wie in “Ohnmacht”. Ab und zu gesellt sich zumindest in den Melodien auch ein schamloser Flirt mit Schlager hinzu, den die eigene Clique ja längst wieder en vogue gemacht hat. Aber: Bei Lyschko gibt es keinen Platz für Kitsch oder Schalk im Nacken. “Brennen” ist so kompromisslos düster, dass es weh tut, und vor allem atmosphärisch ein Ausrufezeichen. Eine überraschende Ergänzung für diese Neue Neue Deutsche Welle, die bei aller Melancholie doch bisher immer ein Grinsen hervorlockte. Lyschko setzen sich grummelnd daneben.
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