In seiner Jugend hat Matt Ward praktisch pausenlos Radio gehört. Die Vielseitigkeit hatte es ihm angetan, die DJs mit Botschaft, die spielten, was ihnen am Herzen lag und ihn damit zum Musikliebhaber und -Macher erzogen. Jetzt ist Ward 30 und von all dem nichts mehr übrig. Im Radio wird gespielt, wer von seiner Plattenfirma für gutes Geld hineingekauft wurde, es gibt keinen Mut, keine Experimente mehr. Und weil Ward ein alter Träumer ist, sah er sich eben genötigt, das mindeste dagegen zu tun, das in seiner Macht lag: eine Platte wie eine gute Radioshow. Auf “Transistor Radio” steht das Beach-Boys-Cover “You Still Believe In Me” Seite an Seite mit dem Folk-Geschunkel von “One Life Away”. Der kaum wieder erkennbare Louis-Armostrong-Evergreen “Sweethearts On Parade” vorm unbeirrt schneller werdenden “Four Hours In Washington”, featuring Howe Gelb, PJ Harvey und Tequilalaune. Und die Boogie-Ahnung von “Big Boat V.3” neben “Paul,s Song”, einer von Wards typischen Americana-Skizzen mit Slide-Gitarre und weich gezeichneten Konturen. 16 Songs bringt er so bequem in einer knappen Dreiviertelstunde unter, 16 Songs und beinahe auch genauso viele Stile und Gäste. Von Jenny Lewis (Rilo Kiley) über Jim James (My Morning Jacket) bis zu Jordan Hudson (The Thermals). Ganz so entwaffnend großartig wie auf Wards letzter Platte “Transfiguration Of Vincent” ist das dann zwar letztlich nicht mehr. Aber Hand aufs Herz: Wer Bachs “Wohltemperiertes Klavier” ohne Klavier interpretiert, der muss schon ein Großer sein.
weitere Platten
Supernatural Thing
VÖ: 23.06.2023
Migration Stories
VÖ: 03.04.2020
More Rain
VÖ: 04.03.2016
A Wasteland Companion
VÖ: 06.04.2012
Hold Time
VÖ: 13.02.2009
Post-War
VÖ: 08.09.2006
Transfiguration Of Vincent
VÖ: 28.04.2003