Hier folgt Colson Baker – so der bürgerliche Name von Machine Gun Kelly – eindeutig dem Credo “Mehr ist mehr” und zaubert mal eben 16 Songs aus dem Ärmel. Diese Menge ist dann auch die Achillesferse der Platte, denn die Kreativität wächst leider nicht proportional zur Songanzahl. Wer den betont, vielleicht sogar etwas zu gewollt lässigen Sound des US-Amerikaners bisher gefeiert hat, wird aber auch hier einige Perlen für die eigene Playlist entdecken. “Born With Horns” etwa, der rasende Opener mit Blink-182-Verbeugung, oder das bedrückende, von einem Sample getragene “Ay!”, bei dem Lil Wayne aushilft. Unterstützung bekommt Baker zudem von Travis Barker, aber auch Szene-Lieblinge wie Bring Me The Horizon oder Will Smiths Tochter Willow schauen vorbei. Beide Features klingen vorhersehbar wie die exakte Mischung der jeweils Beteiligten, gehen aber auch schnell ins Ohr. Hinzu kommen fünf Songs mit Gästen aus der Emo-Rap-Hemisphäre, “Fake Love Dont Last” mit Iann Dior erinnert etwa an “Acting Like That” vom Vorgänger-Album. Ansonsten ist der Unterschied zwischen beiden Platten vor allem eine Stimmungsfrage: Der sonnige Vibe weicht hier Emo-Nostalgie. Bei “God Save Me” erklingt bereits ein “Welcome To The Black Parade”-Gedächtnisklavier. Bei diesem Trip dürfen sich einmal mehr die Rap- und Punk-Gemeinden versöhnen.
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VÖ: 25.09.2020