Das gleichnamige siebte Album der Band aus dem Wendland ist 2018 erschienen, und die Songs darauf waren längst poppiger, experimenteller und auch bolleriger geworden, weil sie gefühlt auch Sportfreunde-Stiller-Fans bedienen wollten. Madsen klingen nicht mehr so bescheiden wie früher, auch die Deutschpunk-Attitüde der fünf Freunde aus dem Norden ist verblasst. Aber Songs wie “Kapitän” kratzen und beißen nach wie vor an den richtigen Stellen, um weit genug von langweiligem Annenmaykantereit-Deutschrock entfernt zu liegen. Mit dem Album sind Madsen natürlich auch ausgiebig in Deutschland und Umgebung getourt. Und weil die Songs zugänglicher geworden sind, wuchsen automatisch auch die Clubs: Die Shows fanden in mittelgroßen Hallen wie der Kölner Live Music Hall, dem Bremer Pier 2 und der Berliner Columbiahalle statt. Genug Material für “Lichtjahre Live” konnte die Band also mühelos sammeln. Allerdings kommt es dabei schon mal vor, dass Sänger Sebastian Madsen auf der DVD während Songs wie “Rückenwind” von einer zur anderen Sekunde zwischen T-Shirt und Pullover wechselt. Denn die Filmaufnahmen stammen von der gesamten Tour und sind teilweise unglücklich zusammengeschnitten. Apropos unglücklich: Leider klingt auch Sebastian Madsens Stimme oft viel zu überdreht und penetrant. Das macht es selbst als Fan anstrengend, mehrere Songs lang am Ball zu bleiben – und davon gibt es reichlich: Von “Nachtbaden” und “Du schreibst Geschichte” über “Mein Herz bleibt hier” bis zu “Sirenen” und “Leuchttürme” spielt sich die Band durch ihre gesamte Diskografie. Die neuen Songs überwiegen auf der DVD trotzdem, insgesamt sind 17 Stücke enthalten. Das limitierte Doppel-Album kommt mit “Sommerferien”, “Ein paar Runden”, dem Klassiker “Goodbye Logik” und “Macht euch laut” mit vier weiteren Stücken sowie einer Akustik-Version von “Lichtjahre” und dem Bonus-Track “Die Letzten”, den Madsen nach einer langen Nacht auf dem Deichbrand Festival geschrieben hatten. Eigentlich sollte der Song schon Teil des aktuellen Albums sein, aber weil die Band ihn später vergessen hatte und ein Nachfolger noch nicht in Aussicht ist, findet er nun auf dem neuen Livealbum Platz. Fans dürften trotz der teilweise anstrengenden Tonhöhenkorrektur in Sebastian Madsens Stimme also Freude an “Lichtjahre Live” finden. Eine Live-DVD ist in der Regel schließlich immer ein schönes Andenken. Und weil die Band eben gleich alle Konzerte hat filmen lassen, bekommt auch jeder sein Stück vom Kuchen ab.
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