Verschrobene Melodieführung à la Killing Joke oder Bauhaus, das Stampfen von Jesus Lizard und im Hinterhof zerschellt eine halbleere Flasche Discounter-Vodka an der zugetaggten Hauswand. Dit is Berlin, wa. Und, ja: halb leer ist die Flasche, nicht halb voll. Ehrensache. Maggot Heart, das neue Betätigungsfeld von Olsson – umtriebige Handlungsreisende in Sachen Post-Apokalypse – ergeht sich auf “Dusk To Dusk” umfänglich in sexy Schwarzmalerei. Mal mit hippem Bengalo am Abgrund, mal klinisch kalt, des Öfteren ausreichend böse und manchmal auch etwas plakativ – wie ein sichtbares Klappmesser in der Gesäßtasche. Ihre Mitmusiker Uno Bruniusson und Gottfrid Ahmann, beide auch mal bei den fantastischen In Solitude beschäftigt, taugen auch nur bedingt als Konfettikanonen. Bei “Medication” wirken In Solitude als perfekte Zutat. Was die seit Jahren in Berlin ansässige schwedische Musikerin mit Sonic Ritual, The Oath und Beastmilk angefangen und mit Grave Pleasures irgendwie schleifen gelassen hat, kommt mit Maggot Heart endlich wieder auf den richtigen Weg: Ballast abgeworfen, den absichtlich mit Fingern gerechneten Popappeal auch. Da stört die betont beiläufige Coolness von “Strange Women” nicht weiter. Unterhaltsamer als dieser vorbildlich schäbige Hinterhof-Goth, werden Post-Punk, Kunstschule und die Apokalypse so schnell nicht mehr. Das Morgengrauen setzt auch bald wieder ein. Schnell ins Bett, schlafen bis es endlich wieder dunkel ist. Huch, im Späti brennt noch Licht.
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