Vielleicht gar nicht mal so leicht, ernst zu bleiben bei so viel Konfetti im Studio, aber Magic Kids können Sex eben eindeutig schlecht von Liebe trennen. Für die Liebe sind eigentlich die Texte reserviert, die sich mit Buddy-Holly-Großäugigkeit um altmodische Sympathiebekundungen drehen. Diamonds and pearls/ For my steady girl – die Art von Dingen, die man im Autokino lernt.
Der Sex kommt über die Melodien ins Spiel, die so vertrackt und kondensiert sind, dass man an Chemiebaukästen denken muss, an instabile Experimente und die Besessenen, die sie durchführen. Vielleicht hinkt der Vergleich mit dem Sex auch ein wenig, schließlich ist Memphis eine Platte für die ganze Familie geworden, zu der man nichts nebenher machen kann, die aber gleichzeitig auch keine Konzentration im klassischen Sinne fordert. Ihre Tanzbarkeit tendiert gegen Null und etliche Songs könnte man ohne weiteres für Cartoon-Soundtracks verwenden. All Ages also, mit der Lieblingsfarbe bunt. Das aber ist kein Ausschlusskriterium und erst recht auch kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis raffinierten Songwritings, das perfide Ohrwürmer für alle Tonlagen im Ärmel hat. Glöckchen, Bläser und Sekundenchöre – der Wille zum perfekten Popsong ist bei Magic Kids so unbedingt, dass die einzelnen Stücke stellenweise zu platzen drohen.
Auch das ist aber natürlich alles einkalkuliert, denn Memphis ist nicht halb so naiv, lustig oder harmlos wie man denken würde, sondern insgeheim sogar ziemlich gerissen.