Das Elegische, Melancholische ist bei den Magicrays der Grundton, aber auf “Off The Map” bemühen sich die Schweizer auch verstärkt um die große pathetisch-rockige Geste. Was dem Album gut bekommt. Immer, wenn man glaubt, dass die Songs in Weltschmerz versinken möchten, raffen sie sich auf und weiten den Klang-Horizont. So ist es auch mit der Stimme von Frontmann Raphaël Enard, die zumeist fragil, falsettierend und filigran ihre Melodien sucht, und dann doch kraftvoll zupackende Aufschwünge meistert. Die Ballade “The Map” kommt wie auf Zehenspitzen daher. Da fließen die Akkorde folkartig perlend dahin und finden zu einer atmosphärischen Dichte, wie das anderen, ähnlich arrangierten Songs nicht gelingt. Mächtig hallende und treibend rhythmisierte Klangbögen in Arcade-Fire-Manier entwirft das episch ausschweifende “Marks”, der überzeugendste Track des Albums. Melodienschön und raffiniert in Szene gesetzt sind alle Songs von “Off The Map”, es fehlt ihnen insgesamt die zündende, mitreißende, exzentrische Zuspitzung, die Sänger Enard auch auf seinem Singer/Songwriter-Debüt “Raphelson” meidet. Hier zum Glück: Er holt zur intimen Geste aus, und es gelingt ihm überzeugend. Seinem elegischen, nach Innen gekehrten Temperament folgend beschwört er Herbststimmungen, Seelenschmerz, singt von Augenblicken, in denen man nicht weiter weiß und dann doch einen Lichtspalt erspäht. Ähnlich wie bei Tobi Kuhn alias Monta definieren unspektakulärer Minimalismus und stimmliche Expression jeden Song. Ein außerordentliches Debüt.
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On The Shoreline
VÖ: 24.05.2004