MakeWar
A Paradoxical Theory Of Change
Schließlich liegen auch bei MakeWar die Pandemiejahre und deren Folgen zwischen dem Vorgängeralbum “Get It Together” und der aktuellen Platte “A Paradoxical Theory Of Change”. Für die Aufnahmen der letzteren kehren MakeWar der Urbanität der US-Ostküste den Rücken und verschanzen sich zwei Wochen im sonnigen El Paso in Texas, um hochkonzentriert mit Produzent Marcel Fernandez an den neuen Songs zu arbeiten. Spuren hinterlassen hat diese Fokussierung dann vor allem in den introspektiven Texten, die Sänger Jose Prieto nachdenklicher als zuletzt klingen lassen.
So hofieren zunächst bedrohlich lauernde Gitarren und Bässe Prietos Reibeisenstimme im Opener “Magic Worlds”: “It’s been a long time/ Since the last time I felt like this. I’m not crazy/ It’s just a signal of all my fears. Sooner or later/ I might have to step aside. Try to relearn/ How to live on with my life.”, setzt er direkt mit der ersten Zeile des vierten Albums zum psychologischen Tieftauchen an. Immer wieder rutschen im Laufe dieses ersten Songs die bekömmlichen Power Chords in gewollt dissonante Akkordfolgen ab, bevor die Melodie wieder bei wohligem Pop-Punk einrastet, den man von der Band kennt und schätzt.
Bittersüße Hassliebe für Prietos Heimat New York versprüht “Goodbye To All That”: Die Gitarren klingen nach lauen Sommernächten, während der Text vom stickigen Unbehagen im Alltag einer so gewaltigen und eigensinnigen Metropole erzählt – Wegziehen kommt trotzdem nicht in Frage, so Prieto in einem Kommentar zum Song. Eine der Singles und größter Ohrwurm der Platte ist das treibende “Tell Me”, das einen an eine staubaufwirbelnde springende Festivalmenge denken lässt und umso intensiver verdeutlicht, dass trotz der ernsteren Themen und paradoxen Gedanken-Kapriolen eine Sommerplatte entstanden ist, die das Flanellhemd auch ab und zu mal nur um die Hüfte gebunden trägt.
Das folgende “Not Today” beharrt etwas zu vehement auf kumpelhaften Chören, aber zwei Songs weiter hält “Dark Thoughts” schon wieder mit erhebenden Refrains dagegen. Gediegene Bruce Springsteen-Energie strahlt das abschließende “This Fucking Year” aus, das aber nur scheinbar der letzte Song der Platte ist. In der letzten Minute des Albums verbirgt sich noch ein akustischer Track, der einen garstigen Abgesang bildet und die Ambivalenz des Albums zwischen optimistischer Leichtigkeit und quälenden Selbstzweifeln auf den Punkt bringt.
Das steckt drin: Hot Water Music, The Menzingers, Bruce Springsteen
weitere Platten
Stay (EP)
VÖ: 15.10.2021
Get It Together
VÖ: 22.11.2019
Developing A Theory Of Integrity
VÖ: 07.10.2016
Make War
VÖ: 18.12.2015