Nicht so bei Malady. Anfänglich scheint auch den Finnen dieses Schicksal beschieden zu sein. Das zweite Album von Malady beginnt mit dem Titelstück, das nacheinander Jethro Tull und Pink Floyd zitiert, in die Melodieverliebtheit von Mike Oldfield eintaucht und schließlich sanft in Marillions Ästhetik zu Zeiten von “A Script For A Jesters Tear” aufsetzt. Von hier aus scheinen die Karten fertig gemischt zu sein, doch mit dem eineinhalbminütigen Zwischenspiel “Laulu Sisaruksille”, das vom Melotron zum Streichquartett wechselt und dort seltsame tonale Kapriolen schlägt, als wüssten die Musiker nicht so recht wohin, wird der bierernste Kontext aufgebrochen und eine zweite Ebene eingezogen: Im Stile von Daevid Allens Gong, mit einem Anflug von Canterbury Rock rumpelt sich die Band mit röhrender Hammondorgel durch die Länge einer LP-Seite, bevor der ausschweifend psychedelische Longtrack “Nurja Puoli” in 23 Minuten so ziemlich alles ans Tageslicht zerrt, was sich seit Opeths “Heritage” ins Halbdunkel wohlverdienter Rockrente verkrochen hatte. Hartnäckige Fans klassischen Prog Rocks werden “Toinen Toista” von der ersten Sekunde an lieben, so gut verpackt sind die romantischen Songideen, schwelgerischen Harmonien und minutenlangen Instrumentalausflüge. Menschen mit Phobie vor Rock eines gewissen Alters hingegen – mit Flötensoli, Spiralhall und all dem 70er Zipp und Zapp – sollten tunlichst die Finger von diesem Tonträger lassen.
weitere Platten
Ainavihantaa
VÖ: 10.12.2021
Malady
VÖ: 27.11.2015