Ist ja schön, dass Sub Pop auch wieder anders kann als nur mit zartem Holzfäller-Folk ohne echte Holzfäller. Eh seltsam, diese Attitüde, wie unterernährte Waldarbeiter ohne Rasierer herumzulaufen und dann zu singen, als sei man sein Leben lang in Windelwatte verpackt worden. Feenhaft geht eigentlich anders; und für diese Waldromantik standen auch eher mal Tad, von Sub Pop aus betrachtet. Male Bonding nun hauen ihrem ungestümen Garagen-Indie so richtig den Absatz in die Rippen. Der rennt los, als wäre das bei No Age noch viel zu langsam gewesen. Trotz Affenzahn erhält sich “Nothing Hurts” diese spezielle, überverhallte Avantgarde-Atmosphäre, macht sogar eine in der Art neue Mischung aus fernem Atmo-Geknösel und in die Fratze geschmissenen Punk-Riffs auf.
Warum das Ganze trotzdem klingt, als sei Kevin Shields bei Superchunk eingestiegen und… eben auf Sub Pop, weiß nur diese Bande aus Liebhabern gepflegter Polaroid-Ästhetik. Ein derbes Riff reißt “Years Not Long” aus der erwähnten Mischung aus Garagenpunk-Gegenwind und Shoegazer-Duselei – da muss einem einfach das Herz aufgehen. Natürlich verheddern sich Male Bonding auch mal im eigenen Wirrwarr, höre “Pirate Key”, aber mein Gott, das hier ist das erste Album seit einem Jahr, das 13 Songs hat und trotzdem nicht nervt wie nur was. Wem No Age zu wenig nach Pissed Jeans klingen und wer dabei allen Ernstes noch irgendeine träumerische Komponente erwartet, wird hier tatsächlich glücklich. Erstaunlich, was für Nischen sich Sub Pop immer wieder erschließen und für gut befinden. Das ganz sicher beste musikalische Aufbauprogramm der Welt.
Artverwandte
My Bloody Valentine – “Loveless”
No Age – “Nouns”
Superchunk – “Heres Where The Strings Come In”
weitere Platten
Headache
VÖ: 13.10.2016
Endless Now
VÖ: 02.09.2011