Wenn das gelungene vierte Album von Manchester Orchestra in diesem Frühjahr überhaupt irgendetwas vermissen ließ, dann waren es die intimen, reduzierten Gegenpole, die Andy Hull und seine Band sonst immer ihrem dynamischen Posthardcore/Indie-Rock gegenüberstellen. Die gute Nachricht gab es zu “Cope” gleich dazu: Mit dem Konzept einer durchweg lauten Platte erfüllte Hull sich lediglich einen lange gehegten Traum – und konnte nebenbei noch seine neue Rhythmusfraktion glänzen lassen. Die noch bessere Nachricht: Das Warten auf neue Gänsehautmomente hat bereits vor dem nächsten Album ein Ende. “Hope” versteht sich im weitesten Sinne als Akustikversion von “Cope” mit gleicher Tracklist und anderer Instrumentierung. So weit, so unspektakulär. Doch “Hope” ist kein nettes Beiwerk für eine Deluxe-Neuauflage, in der Hull mit der Klampfe sein aktuelles Album runterspielt (nicht, dass wir dagegen etwas gehabt hätten). “Hope” funktioniert als selbstständiges Album mit nicht selten verändertem Songwriting und durchaus sattem Soundgewand, das zwar E-Gitarren erlaubt, aber keinen Einsatz von Schlaugzeugelementen. Aus einem verzerrten Gitarrenriff wird eine feine Klaviermelodie, aus Geschrei werden Gesangsharmonien, aus einem krachenden Feuerwerk ein knisterndes Flimmern. Manchester Orchestra toben sich hier mit minimalen Mitteln maximal aus und verlieren nie die Seele des Songs aus dem Fokus. Einen guten Song kann nichts entstellen. Einem meisterhaften Song stehen zerrissene Jeans und feiner Zwirn gleichermaßen gut.
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