Und zum Trotze derer, die sich schon zu Zeiten von “Hurricane Bar” die energetischen Rotzröhren zurückwünschten, die auf “Bring ‘Em In” noch dachten, sie seien besser als die Beatles und die Stones zusammen, blieben sich Mando Diao treu: Sie mussten weiterziehen. Vom feuchten Keller in Borlänge in das Schloss eines ehemaligen Hollywood-Starletts, später in die Arme eines Produzenten, der sie erst doch nicht und später dann doch produzierte und zum neuen und bereits fünften Album schließlich nach Amerika. Sie waren die Dunkelheit satt, brauchten die kalifornische Sonne, um wieder atmen zu können. In ihrem eigenen Studio einige Kilometer außerhalb Stockholms hatten sie “Give Me Fire!” eingespielt, waren aber nicht restlos zufrieden, das Album klang ihnen zu glatt. Im für schwedische Verhältnis im Winter unfassbar sonnigen Kalifornien schrieben und spielten sie den Rest des Albums ein. So atmet auch “Give Me Fire!” nun ziemlich deutlich kalifornische Luft. Weniger die versmogte Dunstwolke von Los Angeles als die frische Meeresbrise über den grünen Hügeln der Küste. Nimmt man sie selbst für voll und wertet das bis heute unerhört unterschätze “Never Seen The Light Of Day” nicht als volles Album, sondern als Experiment, das sie skizzierten und dann ihrem Produzenten als Fingerübung hinterließen, wird klar, was viele bei der Veröffentlichung des Albums nicht verstanden: Die Streicher, die Spaghettiwestern-Melodien und der stampfende Brocken “One Blood” – alle waren sie unerlässlich für Mando Diaos Entwicklung. Denn auch auf “Give Me Fire!” tummeln sich die Stakkato-Geigen neben stampfenden Drums, reihen sich Discobeat an vor sexuellem Schweiß triefende Liebeserklärung. Und auch der so vermisste Rotz ist wieder da. Trotzdem wirken selbst die drängelndsten und Haken schlagendsten Songs abgeklärter und durchdachter als früher. Mando Diao wissen mittlerweile eben, was sie tun. Sie wissen ebenso gut wie der Hörer, dass ein Song wie “Crystal” viel zu lang und viel zu klebrig ist, doch wissen sie auch, wie das Album ohne ihn gewirkt hätte. Das ist kein Kalkül, sondern Cleverness. Wieder etwas, was sie sich hervorragend bei den Fab Four abgeschaut haben. Überhaupt – dass sie nebenbei noch ihr erstes Nummer-eins-Album unter die Leute gebracht haben, sagt doch vor allem eins: Sie haben Recht. Die Zukunft von Mando Diao bleibt weiterhin eine rosige.
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