Mando Diao sind irgendwie der Gegenentwurf zur Superstar-Rockband dieser Tage. So brauchen sie, anders als man das heutzutage so kennt, mit zunehmendem Erfolg immer weniger Zeit, um ausreichend viele Spitzenknaller für das nächste Album zu schreiben. Außerdem vollführen sie – natürlich immer im Rahmen des einmal definierten Bandsounds – überraschende Richtungswechsel. Beweis dafür war der hyperaktive, lodernde, gleichwohl erstaunlich unterproduzierte Vorgänger, dem es offenbar eher um das Einfangen eines Moments ging als um ein Dasein als wohl austarierte, zeitgemäß gut klingende Platte. Und der nächste Beweis steht nun an, denn die Schweden lösen sich auf ihrem vierten Album deutlich von einer möglichst mitreißenden Indieclub-Tanzbarkeit und setzen stattdessen stärker auf die zeitlose Eleganz ausgefuchst komponierter – und zum Glück wieder deutlich besser produzierter – Songs. Ihren wie immer hinreißend selbstverständlich runterlaufenden Melodien steht das natürlich ausgezeichnet; und auch der dräuenden Gefahr, mit noch mehr Hits zum Sinnbild eines H&M-Indiemädchen-Rocks zu werden, laufen sie mit diesem fraglos ambitionierten Werk zuwider. Denn im Gegensatz zu den Vorgängern muss diese Platte bei aller melodiösen Eingängigkeit stärker erarbeitet werden, um zu zünden. Gelingt dies, hat der Fan die wohl nachhaltigste Freude an dieser Platte. Weil sie stärker begleitet als überfällt. Weil sie in stilistischen Bereichen wildert, die im Mando-Kontext neu und überraschend sind. Und weil sie weitaus mehr ist als der definitive Hitgarant für die nächsten paar Monate.
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