Ein schleppender Beat, ein dräuender Synthesizer, ein gelooptes Sample – nicht unbedingt der Einstieg, den man von einer Platte des Kanadiers erwartet. Den Singer/Songwriter, der in seiner Heimat mit seinen letzten beiden Studioalben “Nice, Nice, Very Nice” (2010) und “Oh Fortune” (2011) einige Preise abgeräumt hat und anlässlich des kanadischen Nationalfeiertags bereits Prinz William und Gemahlin bespaßen durfte, hatte man gedanklich irgendwo zwischen Indierock, Folk und ein bisschen Kammermusik abgelegt. Aber anno 2015 ist einiges anderes. Zum einen hat Mangan inzwischen eine offizielle Band. Zum anderen geht dem hintersinnig betitelten Neuling “Club Meds” die Pauken- und Trompeten-Ästhetik der Vergangenheit weitestgehend ab. Verständlich, gab es doch in den letzten Jahren bekanntlich einen Overkill an barocken Folk-Combos mit jubilierenden “Hey-Ho”-Chören. “Club Meds” dagegen kocht ein intensives akustisches Gemisch aus Melancholie, depressiver Lethargie, Verstörung und Unruhe auf. Erhebende Refrains? Existieren höchstens in Ansätzen. Stattdessen ziehen repetitive Tonfolgen ihre holprigen Bahnen durch Stücke wie das semi-funkige, an Peter Gabriel erinnernde “Vessel” oder das sich immer wieder aufbäumende Lamento von “Kitsch”, sorgen Elektronik-Gefrickel und Gitarrenlärm im Hintergrund für Irritation. Dan Mangans Stimme klingt dabei vielerorts so apathisch und klagend, als sei der Kanadier gerade aufgewacht und erinnere sich schwer verkatert daran, dass ihm gestern seine Frau weggelaufen sei. Was gut zum Konzept passt, geht es doch nach Aussage Mangans auf “Club Meds” um Sedierung in seinen verschiedenen Formen. Zwischen allerlei vor sich hin mäandernden Postrock-Blues-Zwittern gibt es aber auch vereinzelte Energieschübe, so das fast wütende “Mouthpiece”, in dem Mangan bitter feststellt: “Everybodys pissing in the well of our suffering”. Dan Mangans Vorliebe für große Arrangements, für akustische und orchestrale Momente bleibt nicht vollständig auf der Strecke. Dass letztere so gediegen ausfallen wie in der kammermusikalisch untermalten Depri-Schunkelnummer “XVI” ist allerdings die Ausnahme. Typischer ist das Abschlussstück “New Skies”, dessen kirchliche Feierlichkeit von ausschweifendem Bläsergetöse zerschossen wird. Am Ende hört man es nur noch Schnarren und Pluckern. “Club Meds” endet ähnlich befremdlich wie es angefangen hat und verlangt dem Hörer auch dazwischen einiges ab. Spannender als Animation am Swimmingpool ist das in jedem Fall.
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