Drei Minuten Anlauf braucht das vierte Album der Münchener, dann kündigen warme Reverb-Gitarrenakkorde “Flashback” an. Ein agiles Post-Punk-Riff prescht voran – und Marathonmann spielen eines der besten Lieder, das sie in den vergangenen Jahren geschrieben haben. Melancholisch, eingängig, treibend. “Schmerzen tun nicht weh, wenn sie ein anderer hat”, singt Michael Lettner im Refrain. Ein smarter Satz, der sicher noch besser klingt, wenn er auf Konzerten laut vom Publikum zurückgesungen wird. Allerdings ist es auch einer, der sich gut in Poesiealben und als Instagram-Bildunterschrift machen würde. Mit letzterem, besser gesagt mit Selbstdarstellung und Selbstoptimierung in Zeiten sozialer Netzwerke, rechnet die Band daraufhin in “Nie genug” ab. Noch so ein guter, zackiger Song, der zeigt: Auf “Die Angst sitzt neben dir” haben sich punktuell ein paar Indie-Gitarren und Synthesizer eingeschlichen. 2019 klingt bei Marathonmann alles ein wenig lockerer, befreiter und beschwingter als gewohnt. Dieses Bewusstsein nimmt die Band auch mit in “22 Meter Sicherheitsabstand” oder “Hobbs End” hinein. Zu den sehr guten Songs gesellen sich jedoch ein paar durchschnittliche: “Die Vergessenen”, “Schachmatt” oder “Stigmata” sind generische Marathonmann-Songs, die man schon häufig von der Band gehört hat. Die pathetische Befindlichkeitsballade “Die Bahn” hätte sie sich besser ganz gespart. Trotzdem: Mit “Die Angst sitzt neben dir” schwimmen sich Marathonmann frei. So agil, frisch und stark klangen die Münchener lange nicht.
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