Conor Obersts Freundin wären viele gerne. Auch Männer. Sogar solche, die sonst auf Frauen stehen. Denn es hat Vorteile, Conor Obersts Freundin zu sein (auch ohne darüber hinaus zwei scheißekrediblen Indie-Bands, hier: Now Its Overhead und Azure Ray, anzugehören). Zum Beispiel erhöht es die Chancen, im Windschatten Conors als Liedschreiberin wahrgenommen zu werden, ungemein. Ungemein ist allerdings immer noch nicht viel, wenn man trotzdem vor 20 Zahlenden in Dortmunder Kellerclubs spielt, die ein Dutzendfaches an Gästen verdient hätten. Maria Taylor hat in solchen Nächten zweierlei gelernt. Zum einen, dass ihr Solodebüt “11:11” wohl doch nicht so gut ankam war, wie sie dachte; zum anderen, dass sich ganz schnell etwas ändern muss. Immerhin schwärmten ihr die paar, die sie live gesehen hatten, gleich im Anschluss an die Konzerte ins Gesicht, die Musikerin Maria Taylor sei auf der Bühne eine andere als auf Platte: lauter, offensiver, rockverliebter und trotzdem irgendwie intimer. Schöne Komplimente waren das, und für ihr zweites Album hat Taylor alles getan, dass man an ihnen festhalten kann. Das ist jetzt nicht die ganz große Rock’n’Roll-Keule, die das zierliche Fräulein schwingt, Gott bewahre, aber ein kecker Spurt nach vorn, so spurtig, dass sie einmal kurz über die Ziellinie tritt und im HipHop landet. Hoppla. Schnell zurück zu den E- und Akustikgitarren, den Farfisa-Orgeln, Folk-Sprenklern und Elektrobeats. Das kleine Geheimnis der Platte ist ihre Unaufdringlichkeit, die man mit Coolness verwechseln könnte, steckte nicht hinter jedem Song dieselbe verletzliche Person, die beim Musikmachen etwas Entscheidendes hinzugelernt hat: Aus der Deckung treten heißt nicht wehrlos sein.
weitere Platten
Maria Taylor
VÖ: 15.11.2019
In The Next Life
VÖ: 09.12.2016
Something About Knowing
VÖ: 01.11.2013
Overlook
VÖ: 12.08.2011
Lady Luck
VÖ: 03.04.2009
11:11
VÖ: 23.05.2005