Ein klares Statement: Der Bandname soll nicht nur die Herkunft der fünf Kreuzberger untermauern, sondern auch das Blut, das durch ihre Adern fließt. Intellektuelles linkes Herzblut, oder so. Schließlich hat sich am Berliner Mariannenplatz im 19. Jahrhundert Theodor Fontane niedergelassen. Schrieben Ton Steine Scherben in den Siebzigern mit dem legendären “Rauch-Haus-Song” mehr als nur Musikgeschichte. Später wurde das dort besungene, lange besetzte Bethanien-Gebäude offiziell als Künstlerhaus anerkannt, und der Mariannenplatz blühte, amtlich legitimiert, zum Zentrum nicht nur linker Berliner Kultur auf. Eine Band, die sich einen derart gewichtigen Namen gibt, sollte sich eigentlich auch mit der Historie messen können, doch die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist riesig: “Wir sind nicht wichtig, guten Morgen, Berlin!” rufen uns Mariannenplatz gleich im Opener entgegen – und behalten damit unverhofft Recht. “Sind wir alle Tiere, dumm und wild?” – Gesellschaftskritik light, verpackt in verweichlichten, erschreckend einfallslosen Sound, der links rein- und rechts rausgeht. Der seine Botschaft irgendwo mittendrin verliert, aber ganz sicher nicht im Hirn des Hörers ankommt. Nur in einer Hinsicht können Mariannenplatz dem historischen Geist die Hand schütteln: Sie sind unverbesserliche Träumer.