Das kleine Schwein, das sie auf dem Albumcover im Arm hält, ist dabei kein Hinweis auf putzige Ferkeleien, sondern ein Wink an die niederländische Fotografin Rineke Dijkstra, die frischgebackene Mütter in ähnlicher Pose ablichtete. So leicht und sexy “Any Human Friend” mit seinen poppigen Beats und den funkelnden Synthies auch klingt, so viel Haltung steckt gleichzeitig darin. Under patriarchal law, Im going to die a virgin, singt Hackman etwa in “Hand Solo”, das angemessen atemlos von Masturbation schwärmt – so persönlich sie in diesen Songs wird, so politisch ist das alles schließlich immer noch. Über Sex unter Frauen werde nicht genug gesungen, sagt die Engländerin, und wenn dann nur von faszinierten Männern, deshalb nimmt sie das jetzt in Songs wie “Blow” oder “All Night” sehr wörtlich selbst in die Hand. Ihr Indiepop ist immer noch luftig genug für Pirouetten und sanftes Hauchen, aber die Texte lassen keinen Zweifel daran, dass es nicht um Blümchenwiesen geht: We go down on one another/ Youre my favourite kind of lover. Genau darin liegt letztlich die feine Ironie des Albums: “Any Human Friend” beschreibt den Sex mit der großen Liebe, der experimentierenden Hetera, der fast Fremden oder sich selbst zu detailliert, um wirklich als Sex-Musik zu funktionieren. Aber falls noch jemand Mixtapes macht, könnte es nicht schaden, das ein oder andere Stück des Albums am nächsten Morgen nach dem Sex mit aufzunehmen – und sei es das vergleichsweise schüchterne Titelstück zum Schluss: Everybody wants to be made of stone/ Were golden.
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