Mehr Licht an dunklen Tagen geht nicht.
“Glass Floor” das erste Mal zu hören, war für viele wie die Begegnung mit der schönen Unbekannten auf einer Party. Man hatte zwar vielleicht vorher von ihr Notiz genommen, aber sie dann zu treffen und in natura zu erleben – nicht wenige haben sofort den Verstand über Bord geworfen und die Herzklappen weit aufgerissen. Und das erste Jahr dieser Beziehung wurde im Blindflug vom Vorrat der grandiosen Melodien gelebt. Doch zuletzt wurde der leise Wille nach Erneuerung geweckt. Und genau an diesem Punkt schicken sich Maritime an, diese Liebe mit ihrem zweiten Album aufzufrischen. Und unbeleuchtete, neue Wege zu beschreiten: “Calm” eröffnet noch in der Tonlage, die nicht zuletzt dank Davey von Bohlens Gesang sofort den typischen Maritime-Sound heraufbeschwört – aber auf “We, The Vehicles” macht sich Veränderung breit, hier und da wird in kurzen Takten geswingt und gehüpft. “Parade Of Punk Rock T-Shirts”, “No One Will Remember” und “Dont Say You Dont” wollen der Enge der Stereoanlage entfliehen, auf die Bühne. Und da wird der Unterschied greifbar: Maritime scheinen das Konzept Band dank der Live-Erfahrung verfestigt zu haben, die Konstellation Gesang/Gitarre, Bass und Schlagzeug konfiguriert neuerdings manche Songstruktur – da darf dann auch ein Song wie “Young Alumni” mal laut und nicht leise enden. Was nicht bedeutet, dass die bodenlos schwebenden Melodien hier keinen Einzug gehalten hätten: “Tearing Up The Oxygen”, “People, The Vehicles” und andere lösen noch immer den Wunsch aus, auf einer Wiese zu liegen und Schäfchenwolken zu zählen – und die Welt um einen Moment der Auszeit zu bitten. Oder wieder die Schmetterlinge in der Bauchgegend zu spüren. Und damit ist Maritime die Beziehungstherapie mehr als geglückt.
weitere Platten
Magnetic Bodies/Maps of Bones
VÖ: 16.10.2015
Human Hearts
VÖ: 08.04.2011
Heresy And The Hotel Choir
VÖ: 12.10.2007
Glass Floor
VÖ: 31.05.2004