Eigentlich witzig: Während der Back-Katalog von Sub Pop nahezu ausgestorben ist, sind die schwedischen Metal-Combos aus dem MNW/MVG-Stall schwer bei Majors unterwegs. Im Falle von Mary Beats Jane bereits mit der zweiten Platte beim zweiten Major, also dem Auftakt zum Aufstieg in die Erste Liga. Und “Locust” hat das Zeug dazu. Der Fünfer kreuzt blitzsauberen Headbanger-Sound, wie im Opener “Homecoming” mit mindestens vertretbaren Balladen, siehe “Fall”, und fühlt sich wie zu Hause im heimeligen Deep Rock à la Kyuss, Tool, Tiamat (überhaupt sollte, wer sich besorgt nach dem Gesundheitszustand des Heavy Metal erkundigt, nicht nach Obituary, Rest-Sepultura und Machine Head fragen!). Die Brillanz, wie MBJ in “Cradlewake” mit einer spacigen, langsam zitternden Twoiiing-Gitarre starten, um mit einem sauberen Rockschnitt in den Song hineinzusägen, wie sie mit Raffinesse einen jazzigen Orgelsatz in “Nail Me” verwenden, ohne sich zu verkünsteln, sollte sie schon in nächster Zukunft nach sehr sehr weit oben katapultieren. Das ist der Stoff, aus dem die Mosh-Pits sind.
10/12 Thomas Baumann
Ich hoffe inständig, daß derartiges nicht der Stoff ist, aus dem 97 die Mosh-Pits sind. Außerdem ist es ein klein wenig gelogen, daß die vom Kollegen Baumann angesprochenen Bands abgehalftert sind, die Plattenverkäufe und Zuschauerzahlen der Tourneen sprechen eine andere Sprache. Das liebenswerte Metal-Outfit ist mir auch wesentlich lieber als eine so ungemein tolle Bollo-Provokationsschiene, wie einen ausgefahrenen Hundepillemann hinter der CD zu verstecken. Klar, musikalisch ist das, was Mary Beats Jane (was für ein hundsbescheuerter Name) fabrizieren, natürlich ordentlich: Fette Möderriffs (“Flowered”, “Corrosion”) werden mit deftig rockenden, grungigen Passagen (“Blackeye”) gemixt und mit den obligatorischen 70er Sprengseln versehen – das Patentrezept für sogenannte moderne Rock-Musik. Mir aber ist es definitiv zu langweilig und unsympathisch. Und damit wir uns richtig verstehen: Mit Kyuss oder Tiamat haben Mary Beats Jane nichts gemeinsam, höchstens mit Tool. Daß sie gerne wären wie die Psycho-Rock-Institution – nur härter -, will ich ihnen gerne glauben. Nur sind sie es eben nicht.
5/12 Melanie Schmidt
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Mary Beats Jane
VÖ: 15.09.1994