Dafür lebt die Songwriterin aus London darauf jetzt alles aus, was sie bis hierher inspiriert, geliebt, erlebt und gezeichnet hat. Epworths musikalische Sozialisation ist geprägt von 60er-Jahre-Westcoast-Psychedelik, den Beach Boys und traditioneller englischer Folkmusik. Der klanggewordene Mikrokosmos, den sie auf “Dream Life” nun ausformuliert, setzt auf melancholische Atmosphäre und ist ebenso folkloristisch und psychedelisch wie – der Albumtitel verspricht es – verträumt. Epworth hantiert selbstbewusst mit diesen Vokabeln: Sie verbiegt sich nicht, biedert sich nicht an, sondern zieht ihr Ding durch. Man muss ihr zugutehalten, dass hinter “Dream Life” eine persönliche Idee steckt, tatsächlich ein Traum, und den lässt sie sich nicht nehmen. Die Künstlerin erschafft hier ihren eigenen Sound in ihrer eigenen Welt. Jeder Song soll seine eigene Geschichte, sein eigenes Merkmal haben – und man merkt “Dream Life” die dafür notwendige Ausarbeitung stets an. Epworth ist immer dann am besten, wenn sie ihre zerbrechliche Stimme gegen die bombastischen Soundwände rennen lässt, die sie hier geduldig aufzieht, etwa in “Long Gone” oder “Black Doe”. Dort trifft ihre zarte Stimme auf Trompeten, stoische Mandolinen und sowieso auf Dinge, auf die man überhaupt nicht vorbereitet ist. Das ist sehr schön und macht Epworth zu einer bemerkenswerten Künstlerin. Mit Bands wie den Futureheads, Bloc Party und Maximo Park, deren Debütalben ihr Bruder Paul stilprägend produziert hat, hat sie übrigens nichts zu tun.