Die äußerlichen Parallelen der neusten Fat-Wreck-Lieblinge Masked Intruder zu Pussy Riot sind keine Solidaritätsbekundungen, sondern lediglich ein unglücklicher Zufall. Blue, Red, Green und Yellow sind als Band weder politisch motiviert, noch am Aufbrechen von Gender-Stereotypen interessiert. Ihre Brechstange hat einzig den Zweck des Alleinstellungsmerkmals. Wer will schon Lovesongs von gesetzestreuen Bürgern hören? Also kombinieren Masked Intruder nicht nur alles, was Pop-Punk vor Emo großgemacht hat, sondern lassen auch unter bunten Drei-Loch-Masken kleinkriminelle Adern pochen. Das ist nie ernst gemeint und immer käsig bis zum geht nicht mehr. Aber es kommt zur richtigen Zeit. In den 90ern wäre “Masked Intruder” eine Parodie gewesen, heute erinnert das selbstbetitelte Debüt unbefangen an die goldene Zeit des amerikanischen Pop-Punk von Ataris bis Vandals und an Schmachtfetzen aus den 60ern. Das funktioniert nur, weil Masked Intruder genauso große Melodien haben wie ihre Vorbilder – nicht geklaut, sondern gekonnt imitiert. Und weil das Augenzwinkern hin und wieder zu einer nervösen Zuckung wird. Wie im Herzstück “Heart Shaped Guitar”, in dem Mixtapes-Sängerin Maura vier liebestrunkene Köpfe samt Mützen wäscht und auf die Offenbarung I love you nur Get real, dude! erwidert. Die Sache mit den Masken verhalf zwar schon zum kleinen Hype, ist aber unnötig. Ein Debüt ohne einen einzigen Nicht-Hit spricht schließlich für sich. Und macht Lust auf Eis am Stiel – die Süßware und die Filmreihe.