Von den englischen Schreiberkollegen als ‘Extremo’ geschubladet, halten wir deutschen Musikschreiberlinge uns lieber an die Genrebezeichnung ‘Screamo’ – meint Emo plus Geschrei. Bands, die diesen Sound stellvertreten, schießen momentan wie Pilze aus dem Boden – was kaum verwundert, gingen doch The Used und besonders Finch in den Staaten mit ihren Debüts durch die Decke. Nur ein Unbefleckter möchte ‘Epitaph’ da nicht mit dem Sellout-Vorwurf kommen, denn dass man größeren Erfolg bei Matchbook Romance wittert und erhofft, dürfte klar sein – wahrscheinlich hat deshalb bei der kürzlich erschienenen Debüt-EP “West For Wishing” noch Label-Chef Brett Gurewitz höchstpersönlich Hand an die Produktion gelegt. Und die ist, dank Joe Barresi (u.a. QOTSA, Melvins), auch erneut bombastisch. Die zwölf Stücke erinnern nicht selten an Finch, was vor allem auf das gelegentliche Double-Bass-Geballer zurückzuführen ist. Geschrieen wird nicht ganz so oft, aber wenn, dann ordentlich: Bei “Promise” zum Beispiel, oder beim abschließenden Hit “The Greatest Fall (Of All Time)”, den man bereits von der EP kennen könnte. Das anderthalbminütige Instrumental-Intro ist dagegen überflüssig, genauso wie die verhunzte Akustik-Ballade “Tiger Lily”. Perfekt inszenierte Stücke wie das mit Streichern versehene “Playing For Keeps” oder das tanzbare “My Eyes Burn” heben die Platte trotzdem über den Durchschnitt – auch, wenn es hier etwas nach Berechnung stinkt.
weitere Platten
Voices
VÖ: 10.02.2006
West For Wishing (EP)
VÖ: 28.04.2003