Mazarin
We're Already There
Text: Sascha Krüger
Der Ansatz ist spannend: Mitte der 90er Jahre bildete sich in Philadelphia eine experimentelle Psycho-Rock-Szene, die sich der klassischen Rock/Pop-Struktur verweigerte und Gedanken, Ideen und angedeutete Akkorde einfach fließen ließ. Das klang meist sehr abstrakt, sphärisch, ungriffig. Aus diesem nowhere land des Rocks kommend, versucht der ehemalige Drummer der Dronerocker Azusa Plane seit drei Mazarin-Alben, sich sukzessive einer Griffigkeit anzunähern, die diese sehr offene Musik nicht allzu willkürlich erscheinen lässt. Gleichwohl sind Mazarin auch auf “We’re Already There” weit von gängigen Song-Rastern entfernt: Die Attitüde, dass sich die Akkorde, Melodien und Strukturen ihren eigenen, unterbewussten Weg durch einen Song bahnen, hört man auch hier. Es ist ein Bad der Überraschungen, wie lange ein Thema stehenbleibt oder wie plötzlich alles wechselt. Das ist manchmal spannend, oft schön – weil ziemlich überzeugend in Szene gesetzt –, hier und dort aber auch einigermaßen beliebig. Solange ein Song durch Stoltzfus’ kristallklare Pop-Stimme zusammengehalten wird, macht es Spaß; wenn’s dann aber immer wieder diffus ausufert, geht jede sinnvolle Nachvollziehbarkeit verloren. Das Cover aus Blümchen-Paisley-Mustern passt da gut: ein buntes Bild, das in sich stimmig ist, vor lauter Farben aus der Distanz betrachtet aber zu einem gleichförmigen Braun verläuft. Hübscher Soundtrack für bekiffte Slacker-Melancholie, dem der letzte Durchzug einfach abgeht.