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    Mdou Moctar
    Funeral For Justice

    VÖ: 03.05.2024 | Label: Matador
    Text: Albert Koch | Erschienen in: VISIONS Nr. 374
    Schönheit
    Mdou Moctar - Funeral For Justice

    Kaum jemand schafft die Verschmelzung von afrikanischer Tuareg-Musik mit Gitarrenrock so glaubwürdig und selbstverständlich wie die Band aus Niger.

    Fusionen mit traditioneller afrikanischer oder asiatischer Musik sind fast so alt wie die Rockmusik selbst. Aber selten fallen sie so zwingend und logisch aus wie im Fall von Mdou Moctar, der Band des gleichnamigen Songwriters und Gitarristen aus dem westafrikanischen Niger. Auf “Funeral For Justice”, dem zweiten Album für das Label Matador, zeigen sich die afrikanischen Einflüsse nicht nur in der Gesangssprache – Moctar singt auf Tamasheq, der traditionellen Sprache der Tuareg –, sondern auch in der Art, wie gesungen wird, und in der perkussiven Rhythmik, die sich durch alle Songs zieht. Dazu spielt Moctar eine intensive, giftige Gitarre, die ihm beim Vorgängeralbum “Afrique Victime” von 2021 Vergleiche mit der Griffbrettakrobatik Eddie Van Halens eingebracht hat.

    Mdou Moctar sind eine ausgesprochen politische und antikolonialistische Band. Die Texte erzählen vom gebeutelten Staat Niger, der erst unter der französischen Kolonialisierung gelitten hat und im vergangenen Jahr durch einen Militärputsch erschüttert wurde. Sie schildern die Situation des Tuareg-Volks, das über Teile Nigers, Malis und Algeriens verstreut lebt und in allen drei Ländern unterdrückt wird. Und sie beklagen die nach wie vor existierende Ausbeutung der afrikanischen Länder durch die Industrienationen der sogenannten Ersten Welt, sowie das Aussterben der Tuareg-Sprache, als direkte Folge der jahrzehntelangen französischen Kolonisation.

    Diese politischen Botschaften haben zwangsläufig Auswirkungen auf die Musik. Mdou Moctar, Ahmoudou Madassane (Rhythmusgitarre), Souleymane Ibrahim (Schlagzeug) und der amerikanische Bassist und Produzent Mikey Coltun verwandeln die Wut über das Leid und die Ungerechtigkeit in Songs, die stellenweise von Härte und Aggressivität geprägt sind. So schichtet die Band etwa in “Imohuar” eine dichte Wand aus Gitarrensounds auf, die sich bis zum Exzess steigern. Wenn es ruhiger zugeht auf “Funeral For Justice”, treten die Gitarren in den Hintergrund, etwa in “Takoba” und in “Modern Slaves”. Dann wird der Sound von Mdou Moctar beinahe traditionalistisch, die Tuareg-Wurzeln liegen in diesen Songs offen.

    Das große Wunder an “Funeral For Justice” ist, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Fusionsmusik präsentiert wird. Der psychedelisierte Desert-Blues-Hardrock mit afrikanischen Wurzeln funktioniert tatsächlich und klingt zu keiner Zeit aufgesetzt und künstlich oder wirkt wie das Ergebnis von Experimenten aus dem Global Beat-Musiklabor.

    Das steckt drin: Altin Gün, Tinariwen, Jack White

    weitere Platten

    Tears Of Injustice

    VÖ: 28.02.2025

    Niger EP Vol.2

    VÖ: 25.10.2022

    Niger EP Vol. 1

    VÖ: 24.08.2022

    Afrique Victime

    VÖ: 21.05.2021

    Ilana (The Creator)

    VÖ: 29.03.2019