Die Selbstverwirklichungstrips, denen sich Künstler im fortgeschrittenen Alter bisweilen hingeben, neigen nicht selten dazu, schief zu gehen. Me And That Man haben glücklicherweise aus den Fehlern ihrer Kollegen gelernt und suchen nach einem schlüssigen Weg, eigene Stärken mit einem anvisierten Ziel zu verbinden. Aus seinen Vorbildern macht “Songs Of Love And Death” derweil keinen Hehl: Die rumpeligen Stellen erinnern vage an Tom Waits, der düstere Americana-Sound an den späten Johnny Cash und der Gesang mehr als einmal an Nick Caves besonders sinistre Momente, gerade wenn die Musik dazu so düster wirkt wie im grandiosen “Cross My Heart And Hope To Die”. Dort beweisen Nergal und der polnisch-britische Gitarrist John Porter jedoch auch ihr Gespür für Arrangements: Den schleppenden Rhythmus und das Klischee-verdächtige Banjo des Songs ergänzen sie gegen Ende um einen Kinderchor, der überraschend wenig Probleme mit dezidiert antichristlichen Statements zu haben scheint. In ihnen findet sich am ehesten die Brücke zu Behemoth, doch wie leichtfüßig und stimmungsvoll solche Versatzstücke hier integriert werden, zeigt bereits die erste Single “My Church Is Black”, die sowohl den finsteren Südstaaten-Ton als auch die beschwingten Folkrock-Elemente des Albums vorwegnimmt. Von dieser Vielfalt lebt “Songs Of Love And Death”, das trotz einiger allzu betulicher Momente in der zweiten Hälfte mit Stilsicherheit punktet und ein stabiles Fundament für Nergals mögliche zweite Karriere als finsterer Country-Elder-Statesman bildet.
weitere Platten
New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 2
VÖ: 19.11.2021
New Man, New Songs, Same Shit Vol.1
VÖ: 27.03.2020