Schneller, höher, weiter schreitet die Stilbildung im Hause `Matador` voran. Ein bißchen Sex-Punk mit Liz Phair, die Easy-Listening-Musik von Pizzicato 5 und jetzt: Mecca Normal. Lo-Fi-Geklampfe und Tagebuchgeschichten werden von dem Duo aus Vancouver schon seit acht Alben vorgelegt, zart und schläfrig dahintriefend. Jean Smith hat sich mit ihrem Gesang vorgenommen, mindestens Melanie (Schmidt? – d. Red.), Patti Smith und Björk zu übertrumpfen, was den Umgang mit Kieksern, Seufzern und anderen Formen des Protests anbelangt. Dazu arbeitet sich David Lester an der Gitarre voran: Slide- und indianische Folktrümmer wechseln sich ab mit einfachstem Liederbuchpicking. Das ist sehr sympathisch, liebevoll schrummelig und überdies klar politisch gedacht. Denn die Texte von Jean Smith machen da weiter, wo Michelle Shocked aufgehört hat. Es geht um Frauen, die nicht werden wollen wie ihre Mütter (“Her Ambition”), um den inneren Knast (“Cave In”) und Dial-In-Radiosendungen. Schwer zu sagen, für welche Seite Smith dabei Position ergreift, das ganze ist zwar fast buddhistisch in der Wiederholbarkeit der Strophen, aber eben auch sehr lyrisch, surreal in Bildern angelegt: “reading in the dark” heißt es etwa im Song “Now That You`re Here”, das muß neben der Frage “Who is behind you?” für die Vorstellung von Paranoia genügen.
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VÖ: 01.01.1900