Der bayerische Freistaat hat mal wieder was zu bieten – diesmal mit umgekehrten Kreuzen, äh, Vorzeichen. Die Münchner Band Megaherz ist das erfrischendste Produkt der Bajuwaren seit der Erfindung des Weißbiers. Nein, Megaherz sind kein Rammstein-Verschnitt. Ja, die Texte sind stellenweise zu gewollt, um wirklich cool zu sein. Und trotzdem: Megaherz sind einfach mega-unherzlich – sie sind mächtig metallig, manchmal mutig und meistens morbid. Wurscht, auf jeden Fall ist Gott sein” nicht nur die erste Single-Auskopplung des Albums, sondern mittlerweile in den Clubs auch der absolute Renner – und sollte die zweite Single Schlag zurück” sein, so dürften Megaherz in kürzester Zeit zu den neuen Lieblingen der Derb-Fraktion avancieren. Wer bist du” ist brillant gemixt, spielt mal mit HipHop-, mal mit Metal- und mal mit Industrialelementen – und genau durch diese Mischung funktioniert die Musik von Megaherz. Und ich trotze allen Vorwürfen, daß Megaherz einfach nur platt sind. Nein. Megaherz sind megaböse. Und deswegen megageil.
Gregor Friedel 8
Auweia: Jetzt hat wohl auch der letzte Hinterhofproduzent geschnallt, daß mit teutonischen Brachialklängen momentan gut Kohle zu scheffeln ist. Nein, eine reine Ramstein-Kopie sind Megaherz in der Tat nicht – was ihren Erstling allerdings kein Jota besser macht. In puncto Schwachsinn nur knapp von den unsäglichen Richthofen geschlagen, wird nahezu alles verwurstet, was dieser Tage Konjunktur hat: Eine krude Melange aus gesampleten Starkstromgitarren, von der Industrial-Stange geholten Elektronik-Effekten und ner Prise bedrohlichen RATM-Baßläufen, zusammengetopft mit unheilschwangeren Keyboardschwaden und statischen Techno- bzw. Rockloops (!) sülzt einem da entgegen. Drumrum flugs ein Dutzend rudimentäre Songs” gezimmert und den zähen Brei mit markigen, an Unbeholfenheit und Macho-Platitüden nicht mehr zu überbietenden, selbstredend deutschen Lyrics” komplettiert, die von schwarz und weiß, von faszinierenden seelischen Abgründen orakeln und von einem veritablen Düstermann vorgetragen werden – voilà, es ist angerichtet! Böte schon das genug Anreiz für das Zücken der roten Karte – auch produktionstechnisch hat man sich in die Nesseln gesetzt. Was bei z.B. Rammstein (bei aller inhaltlicher Fragwürdigkeit) zumindest noch fett aus den Boxen schrubbt – hier bleibt nur noch pures Mitleid. Trotzdem wird Kollege Friedel in einem wahrscheinlich (leider) Recht behalten: Go for gold, Grütze!
Patrick Großmann 1