Man nehme Tom Morello von Rage Against The Machine (bitte immer ausschreiben und -sprechen, Rage ist und bleibt für immer eine Metalband aus dem Pott) auf +16 gepitcht, kombiniert mit einer furchtlosen Bassistin ohne Fingerverknotungsangst sowie der anbetungswürdigen Yasuko Onuki am Gesang, die jeder Katze mit ihrem Willen in den Stimmbändern auch nachts das Fürchten lehren würde: Fertig ist die fast perfekte Noiseband.
Melt-Banana, 1992 in Tokio gegründet und seit geraumer Zeit im Kern ebenjenes Trio mit wechselnden Schlagzeugern, haben seit ihrem ’94er von Steve Albini produzierten Debüt “Speak Squeak Creak” mehr als nur den vielzitierten “Kultstatus” erreicht. Sie sind eine Ausnahmeband zwischen den Polen spektakulärer Instrumentenbeherrschung ohne peinliche Selbstverherrlichung und höchstkreativen Highspeed-Noise-Attacken. Wieso ich eingangs unbedingt Tom Morello herbeizitieren musste? Gitarrist Agata perfektioniert auf “Bambi’s Dilemma” das Spiel mit Sounds und Melodien, Riff- und Sequencerhysterie dank scheinbar nicht enden wollender Ideen nämlich ebenso, wie Melt-Banana insgesamt endgültig den Pop für sich entdeckt haben. Im positiven Sinne. Zwischen allen Stühlen sitzend. Auf einem Thron. Grenzgenial verbinden die Japaner immer deutlicher auf Wiedererkennungswert setzende, hocheffektive Songteile beinahe melodischen Miauzgebells und die altbekannten, höchstintensiven, instrumentalen Synapsenattacken. Also das, was sich 2003 auf “Cell-Shape” schon angedeutet hat. Nur Starrköpfe machen sich jetzt Sorgen um “ihre Band”. Allen anderen bleibt auch nach 15 Jahren nur die rituelle Verneigung.