Melvins
Never Breathe What You Can't See (mit Jello Biafra)
Text: Dirk Siepe
Als Jello Biafra mit den kanadischen Hardcore-Urgesteinen D.O.A. und mit NoMeansNo die Alben “Last Scream Of The Missing Neighbors” bzw. “The Sky Is Falling And I Want My Mommy” einspielte, klang das immer mehr nach Dead Kennedys als nach der tatsächlich spielenden Band. So ist es auch im nun vorliegenden Fall, der des Singens eigentlich unkundige Mann mit der prägnanten Stimme drückt seinen Kollaborationen – Mojo Nixon und Lard mal ausgeklammert – eben seinen dominanten Stempel auf. Melvins-Mastermind Buzz Osborne, der hier unter dem schönen Namen Jon Benet Milosevic musiziert, spielt oft sogar Gitarrenläufe, wie sie East Bay Ray zum charakteristischen DK-Merkmal machte. Man spürt aber deutlich den Unterschied bei der Hälfte der acht Songs, wenn Osborne statt Biafra die Musik geschrieben hat. “The Lighter Side Of Global Terrorism” zum Beispiel kommt wesentlich kantiger daher als straight punkige Nummern wie “Plethysmograph” oder “McGruff The Crime Dog”. Und weil die Welt die einst so wichtigen Dead Kennedys heute nicht mehr zwingend braucht, ist “Never Breathe What You Can’t See” immer dann am besten, wenn die Melvins einen wilden, heavy scheppernden Teppich mit seltsam getakteter Rhythmuswalze und tief tönenden Riffschleifen unter Biafras unverkennbares Organ legen. Die andere Hälfte geht aber auch zumindest in Ordnung.
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