Melvins
Pinkus Abortion Technician
Text: Michael Setzer
Das muss Konzeptkunst sein, schließlich tischen die Melvins ordentlich auf beim Referenzbingo für die gleichermaßen grau melierte Zielgruppe. Das mindestens zur Hälfte sportlich stadiongerockte “Stop Moving To Florida” ist gleich ein Medley aus dem fast 50 Jahre alten “Stop” von der James Gang und dem 1985 schon wahnsinnig strapaziösen “Moving To Florida” von den Butthole Surfers – zu bewundern auf deren “Cream Corn From The Socket Of Davis”-EP. Und am anderen Ende der Platte schließen die Melvins mit “Graveyard” von der “Locust Abortion Technician”-Platte der Butthole Surfers, auf der damals wiederum Jeff Pinkus Bass spielte, der nun als zweiter Bassist bei den Melvins reinrotiert. Warum auch nicht? Zwei Gitarren hatten sie schon, zwei Schlagzeuger auch und nun eben – Achtung: Metal-Ulk – “Double Bass”. Eventuell stoßen die Melvins ausgerechnet mit dieser teilweise frivolen Rockplatte zu ihrem eigentlichen Kern vor: Eine Band, deren Können und Arschoffenheit sie jederzeit dazu befähigen würde, einen Top-Ten-Hit zu schreiben. Nur: Sie wollen nicht, weil’s dann doch etwas zu fad wäre. Auf “Pinkus Abortion Technician” treiben Osbourne, Crover, McDonald und Pinkus das Ganze auf die Spitze: Sobald irgendwas zu gefällig wird, werden Reißnägel, Backsteine und Naturgewalt dazwischen gestreut. Der Gipfel: “I Want To Hold Your Hand” von den Beatles, im Original: der Inbegriff von Popmusik. Durch die Augen der Melvins: verstörender Wahnsinn mit dreckigem Grinsen.
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