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    Melvins
    Tarantula Heart

    VÖ: 19.04.2024 | Label: Ipecac
    Text: Michael Setzer / Dennis Plauk
    Vier-Ohren-Test
    Melvins - Tarantula Heart

    Verzeiht man den Melvins ihre Schrullen oder geht ihr Forscherdrang diesmal zu weit? Unser Vier-Ohren-Test versucht Antworten zu finden.

    Tipps für langjährige Beziehungen: immer schön atmen, niemals irgendwo ankommen und schräger Scheiß.

    Nach über 40 Jahren haben die Melvins die mutwillige Akquise neuer Zielgruppen längst abgehakt. Lieber schaffen sie sich neue Schrullen an. Dieses Mal besteht ihr Swingerclub neben Buzz Osborne, Dale Crover und Steven McDonald aus Roy Mayorga (Ministry) als Zusatzdrummer, Gary Chester (We Are The Asteroid) an der Gitarre und ungewohnten Vorzeichen: “Tarantula Heart” ist das Ergebnis gemeinsamer Sessions, im Nachgang verwaltet und komplett neu arrangiert von Osborne.

    Irre genug, sich hier die Dynamik zu erhalten, arbeitet der 60-Jährige auch dieses Mal mit maximaler Dichte – die luftigen 19 Minuten von “Pain Equals Funny” ausgenommen. Da wird im spröden 70s-Rock von Alice Cooper gegraben, kurz vor Rockoper. Der Zeitschleifen-Sludge von “Working The Ditch” fühlt sich an, als würde man von einer mutmaßlich gemütlichen alten Couch erst verfolgt und dann erschlagen, “Smiler” dreht die verdichtete Wucht zum frivolen Heavy Rock und durch die manischen “Allergic To Food” und “She’s Got Weird Arms” weht der spinnerte Geist der Butthole Surfers.

    Doch während die Melvins ihre sexy Unordnung sonst cool überschauen, wirkt Osborne hier plötzlich regelrecht angefasst. Schön, wenn Künstler nie irgendwo ankommen, ohne rastlos zu wirken. Michael Setzer

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    Man möchte ein neues Melvins-Album immer gut finden, aber ihr 27. macht es einem schwer wie nie.

    Denn die für die Noise-Veteranen ungewöhnliche Herangehensweise an “Tarantula Heart” (siehe oben) bringt vor allem eine Erkenntnis mit sich: Es steht ihnen besser, mit fertigen Songs ins Studio zu gehen, als nachträglich daran rumzuschrauben. Zwar ist von außen schwer zu beurteilen, wie sehr Buzz Osborne die an sich fertigen Aufnahmen nachträglich verändert – oder eben verschlimmbessert – hat, aber etwas Frankensteinartiges haftet dem Endergebnis definitiv an.

    Die fünf Stücke auf “Tarantula Heart” gehen mal mehr, mal weniger als Songs durch und kommen in ihrer Fragmentierung allesamt nirgendwo richtig an: Da scheppert und britzelt, heult und wummert es teils infernalisch, aber wirklich davon mitgerissen wird man kaum. Die gewaltige Soundkulisse, die sich auf “Tarantula Heart” vor einem auftürmt, allem voran im nicht enden wollenden “Opener” “Pain Equals Funny”, mag überwältigend wirken – wenn man im Leben noch kein anderes Melvins-Album gehört hat.

    Hat man es doch, wird man feststellen, dass die Band es in ihrer langen Karriere mehr als einmal geschafft hat, grandiosen Krach mit grandiosem Songwriting in Einklang zu bringen. Hier aber gilt Form vor Inhalt. Experiment missglückt. Dennis Plauk

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    Das steckt drin: Butthole Surfers, Cardiacs, Alice Cooper

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