Chris Dumont, die eine Hälfte von Memphis, sagt, er betreibe ein Karussell im Central Park. Das ist zu
schön, um wahr zu sein, denn die Musik des Duos klingt genau so: verträumt, nostalgisch, sich leise
drehend. Torquil Campbell, die andere Hälfte, ist in diesem Sommer mit seiner Hauptband Stars
durchgestartet. “I Dreamed We Fell Apart” erschien in Amerika schon im Sommer 2004 und gehört dort zu
den Favoriten einer jeden geschmackvollen Indie-Sammlung. Böse Geister mögen die Musik von Memphis
geschmäcklerisch nennen, denn Dumont und Campbell haben sehr genau aufgepasst, dass hier jeder Ton
sitzt. Vieles geschieht elektronisch: Laptop-Pop für Leute mit genug Geld für gute Software, leider
beizeiten etwas leblos, weil zu perfekt. Der digitale Swing beim eigentlich schönen und durch ein
großartiges Saxofon veredeltes “Nada” nervt auf Dauer, denn so spielt kein Drummer, so groovt ein
Prozessor. Die Coverversion des Pet Shop Boys-Hits “Love Comes Quickly” passt so gesehen gut und
gewinnt gegenüber dem Original, weil die eingesetzten Holzinstrumente das Stück wiederbeleben. Sowieso,
die Stärke von Memphis sind ihre natürlichen Momente: “3:15 On The Last Day Of School” zum Beispiel
klingt wie Regen im Nebel, wie The Clientele oder Belle & Sebastian, bevor die Könige des Kammerpop
ihre Lust an Indie-Musicals entdeckten. Gerne hätte man gewusst, wie Memphis vor 20 Jahren geklungen
hätten, als Computer nur fiepen konnten. Denn Digital ist nicht besser.
weitere Platten
Here Comes A City
VÖ: 18.03.2011