Auf ihrem zweiten Album “Children Of Desire” vollzieht die Band einen Stilwechsel, den sie so vollständig und eigenwillig zu Ende bringt, dass keine Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit und minutiösen Planung bestehen können. Nur fünf Songs und ein Intro enthält die 38-minütige Platte, zweimal wird der Minutenzähler zweistellig, aber nichts ist Postrock an “Children Of Desire”, keines ihrer Stücke entgleitet Merchandise. Die nicht mehr ganz junge Band vollbringt hier das Kunststück, gleichzeitig emotional aufgewühlt und völlig unter Kontrolle zu klingen: Sänger Carson Cox singt im leicht angeekelten Morrissey-Haderton, die Gitarre macht große Robert-Smith-Schleifen, und das Schlagzeug klingt so weit weg wie in einer 80er-Jahre-Pop-Produktion. Merchandise sind aber keine Gimmickband. “Become What You Are” erreicht seine Länge durch Synthie-Zwischenfälle und ein aufgeschwemmtes Gitarrensolo, das in jedem Rockjahrzehnt unzeitgemäß gewesen wäre; was da am Ende in den Song torkelt, könnte außerdem ein Saxofon sein, das sicherlich kein Saxofonist gespielt hat. “In Nightmare Room” hat hinterher einen effektvollen Fade-in und Bongos neben dem verhallten Schlagzeug. Mit solchen Tricks verhelfen sich Merchandise zu mehr Drive und Körperlichkeit, ohne zum Hardcore zurückkehren zu müssen. Lieber schieben sie eine Crooner-Ballade dazwischen, von Cox schön besoffen gesungen und durch Streicher und Geklingel unterbrochen, die sich anhören, wie man sich das letzte Lied des Orchesters auf der Titanic immer vorgestellt hat.
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After The End
VÖ: 22.08.2014