Wenn Sie diese Kritik gelesen und mit der nächsten begonnen haben, werden Sie feststellen, dass es diesen Monat die richtigen Bands sind, die Soundtracks veröffentlichen. Weil beide – und das ist im ohnehin nicht gerade erschöpfend von tollen Indie-Künstlern bemühten Feld der Filmmusik auf Albumlänge selten genug – über ihren Schatten gestiegen sind, also das Songwriting von einem völlig neuen Standpunkt aus begonnen haben. Musik stellt andere Ansprüche an sich, wenn ihre Hörer nicht Plattenkäufer oder Konzertbesucher sind, sondern die Zuschauer eines Films. Hier: die des Zirkusdramas “Bye Bye Blackbird”, einer Produktion Robinson Savarys von 2005, in der sich Surrealismus und Neo-Noir permanent umspielen. Das muss man nicht mal gesehen haben – man hört es dem Film an der Musik von Mercury
Rev an: das Finstere, das Verspielte, das Beklemmende, Savoir Vivre auf Am-Boden-zerstört. Niemand singt dazu, spielt Gitarre, Schlagzeug, irgendetwas, das nach Rockband klingt, und selbst die eigentlich verräterische singende Säge wäre inmitten von Piano-, Oboen- und Streicher-Arrangements ohne Vorwissen ein maues Indiz auf den Urheber dieses bezaubernden, unwahrscheinlichen Soundtracks. Mercury Rev haben sich hinter ihrer Musik versteckt. Das gelingt wenigen.
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