Metallica
Hardwired... To Self-Destruct
Text: Daniel Thomas
Ein bisschen scheint es, als wären Metallica auf Versöhnung aus. Als wollten sie allen, die sie über die Jahre verprellt haben, etwas in die Hand, beziehungsweise auf die Ohren geben, womit sie glücklich werden können. Das ist mehr, als die allermeisten Fans im Vorfeld des zehnten Studioalbums der Metal-Ikonen erwarten konnten. “Hardwired… To Self-Destruct” verfügt über den Sturm und Drang des Debüts “Kill ‘Em All”, die Thrash-Trademarks des Meilensteins “Master Of Puppets” und die druckvoll und glatt produzierte Hardrock-Seite von “Metallica”. Gerade mit letzterem steht “Hardwired… To Self-Destruct” in direkter Verbindung und stempelt die anschließend erschienen Betriebsunfälle “Load” und “Reload”, das garstige “St. Anger” und das verkopfte “Death Magnetic” zu soliden bis waghalsigen Experimenten ab (“Lulu” war von Anfang an nur als solches zu verstehen).
Ironischerweise ist das 1991 erschienene, selbstbetitelte Album wegen der Balladen und des Vorstoßes in die Radio-Rotation bei Fans der ersten Stunde nicht gerade beliebt, gilt vor dem Hintergrund des weiteren Werdegangs allerdings bis dato als letzter großer Wurf – und auch die größten Hater müssen zugeben, dass das “Schwarze Album” in Sachen Songwriting das Gros des restlichen Outputs überragt. Hier setzt Hardwired… To Self-Destruct” den Hebel an, hat mit “Dream No More” und “Am I Savage?” gleich zwei Songs, die den Groove von “Sad But True” aufgreifen und fährt insgesamt eine ähnlich komprimierte, mit reichlich Overdubs versehene Produktion. Die wird zwar nicht jedem zusagen, den Songs aber durchaus gerecht. Dem forcierten Mehr an Produktion, wie Hetfield betont, steht nämlich glücklicherweise auch ein Mehr an Songfokus gegenüber. Keine endlosen Riffexzesse, keine zweifelhaften Soundexperimente, keine Balladen. Stattdessen rhythmisch progressive Kanten wie in “Now That We’re Dead”, melodisch öffnende Refrains und NWOBHM-Doppel-Gitarren in “Moth Into Flame” sowie mit “Murder One” ein vertonter Nachruf auf Lemmy Kilmister.
Die Platte wird dominiert von Lars Ulrichs platschendem, Testosteron-gesteuertem Schlagzeugspiel, Hetfields flinken Riffs und seinen stets auf der letzten Silbe betonten Melodien. Beide werden hörbar ihrer Leithammel-Funktion gerecht, hinter der sich Robert Trujillo am Bass zweckdienlich einfügt, selbst aber kaum in Erscheinung tritt. Durch den Verlust seines iPhones samt zahlloser Songskizzen ist der Beitrag von Gitarrist Kirk Hammett ebenfalls überschaubar. Er beschränkt sich zu häufig auf inspirationslose Soloparts, über die man genauso hinweg hören darf wie über die teilweise sehr plakativen Lyrics. Von diesen kleineren Schönheitsfehlern abgesehen, untermauert die Platte in Form eines Best-of an Zutaten aber endlich wieder eindrucksvoll den ohnehin längst unumstößlichen Legendenstatus als größte Metal-Band des Planeten.
weitere Platten
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