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    Mew
    And The Glass Handed Kites

    VÖ: 03.02.2006 | Label: Red Ink/Rough Trade
    Text: Oliver Schröder
    Mew - And The Glass Handed Kites

    “Sehen Sie in die tiefsten Abgründe ihrer Träume!” Was, wenn die bizarren Gestalten vor der Geisterbahn halten würden, was sie versprechen? Ganz recht: diese Platte ist ein Trip.

    Am Anfang rumpelt der Wagen noch ganz harmlos los, langsam wird es dunkler und schwärzer. Beim Ende von “Chinaberry Tree” blicken wir uns besorgt zu unserer Begleitung um, die draußen auf uns wartet. Das Ganze wirkt einfach zu abgefahren, um wahr zu sein. Dann ist es auch schon zu spät: Wir rasen ohne Halt bis in die tiefsten Tiefen der surrealen Traumwelt von Mew. Hier begegnen wir J Mascis, von dem wir immer schon geahnt haben, dass er nicht menschlich sein kann. Seine brüchige Stimme mischt sich mit den körperlosen Elfengesängen der Dänen, um schließlich in eine in grellbunte Space-Sinfonie gemorpht zu werden. Vertrackt-bombastische Metal-Paraphrasen werden in kitschige Plüschteppiche gedrückt. Damit die Spacepop-Ungetüme nicht vollends im Abgrund verschwinden, werden sie immer wieder durch drückende Beats und zackige Gitarrenmelodien festgehalten. Wir schweben im All, meine Damen und Herren. “Apocalypso” und “Special” sind die beiden Popstars auf “And The Glass Handed Kites”, fast clubtauglich. “White Lips Kissed” hallt durch eine frostig-weiße Schneelandschaft, “Louise Louisa” liefert den größenwahnsinnigen Abspann zum violettesten Sonnenaufgang deines Lebens. Letztendlich aber ergeben alle Farben zusammen gemischt doch wieder schwarz, und schwarz sind auch die Albträume, die Jonas Bjerre in seinen Texten beschreibt: Merkwürdige Wesen schweben durch bizarre Welten, Messer werden gezückt, die Planeten tanzen durch die Tiefen des Raumes. War das vorige Album “Frenger” gerade noch im Shoegazing-Dreampop unterzubringen, entzieht sich dieses jeder Einordnung. Versucht man das Szenario in Worte zu fassen, kommt man auf merkwürdig anmutende Fantasyparties wie New Order und Sigur Rós, die sich gemeinsam mit My Bloody Valentine auf den Weg ins ABBA-Wonderland machen. Nein, das hier ist alles andere als alltagstauglich. Nach dem Komplettdurchlauf braucht es seine Zeit, bis uns die Realität wieder hat. Die Geisterbahntür öffnet sich wieder mit einem plötzlichen Ruck, und es dauert eine Weile, bis wir merken, dass unsere Begleitung längst nach Hause gegangen ist.

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