Desillusioniert von Industrie und Gesellschaft gaben zahlreiche Bands damals die Wut des Punk auf und tauchten tief in Melancholie und Depression ein. Es geht natürlich um Post-Punk und New Wave, und den haben MF/MB/ sehr genau studiert. Vielleicht ein wenig zu gut. Die sechs Mitglieder der Band haben verstanden, warum Bands wie New Order so viele Menschen berühren. Mit diesem Wissen haben sie ein Album geschrieben und aufgenommen, das bei Freunden dieses Sounds zwangsläufig etwas auslöst. Vielleicht bezeichnet man dieses Etwas am Besten als schaurige Heimatgefühle. Denn, wer die Diskografie von Factory Records kennt, der findet auch auf “Colossus” jene verzweifelten Lyrics und düsteren Soundwände, die er zu lieben gelernt hat. Aber genau hier liegt der Hund begraben: MF/MB/ fügen einem Soundkosmos, der in den letzten Jahren beinahe zu Tode recycelt wurde, keine neuen Facetten hinzu. Die Songs der Band sind keine postmodernen Zitat-Collagen, sie sind eher einfache Zitate. In “I Am Entity” erinnert der Gesang zum Beispiel so penetrant an Ian Curtis, dass man mehrmals hinhören muss. Dieser leicht unangenehmen Ähnlichkeiten zum Trotz ist “Colossus” ein gutes Album, weil die Songs durch Aufbau und Struktur Emotionen vermitteln. Es bleibt zwar ein anachronistisches Unternehmen, aber die Band stellt in ihren Texten schließlich doch die richtigen Fragen nach Liebe, Vergänglichkeit und dem Sinn hinter dem Ganzen. Und diese Themen verlieren schließlich nie an Aktualität.
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VÖ: 15.10.2010