MF Ruckus
The Front Lines of Good Times Vol. 1 (EP)
Unter pomadenfreien Fusselbärten und Diesel-verschmierten Trucker-Caps liefert das Quartett aus Denver das, wonach es oberflächlich betrachtet aussieht. Partylöwenhaften Kick-Ass-Rock’n’Roll, in diesem Fall überdurchschnittlich tight gespielt. Den Gehirnschmalz dazwischen entdeckt man erst auf den zweiten Blick, was “The Front Lines Of Good Times Vol. I” zu einem Vergnügen für alle macht, die englischen Proto-Metal ironisch und ernsthaft zugleich feiern.
Das tut Sänger Aaron Howell, wenn er in “Hall Of Champions” seiner Begeisterung für Judas Priest freien Lauf lässt und mit Zappa-artigem Timbre gleichzeitig Distanz zu Leder- und Nietenquatsch wahrt. Im flotten “We Don’t Party” schicken MF Ruckus auch Iron Maiden und Motörhead über ihre slicken, doppelten Böden. Die ganze Band hat diese gekonnte Ironie in Koexistenz mit handwerklichen Skills drauf.
Gitarrist Tony Lee nimmt sich regelmäßig die kreative Leine, ganz allein wie ein Sechssaiten-Duo zu klingen und offen zu lassen, wie die mehrstimmigen Pirouetten in “Jesus Hellraiser Christ” live jemals so klingen sollen. Dazwischen tropft aus Songtiteln wie “Satanotron Rising” MF Ruckus’ ideelle Nähe zu Science-Fiction, Fantasy und Comics. Und ein Herz für Hill Country Blues haben sie auch noch: “All My Heroes Are In Hell” beweist es, mit Pedal-Steel-Gitarre unter den Fingern.
Das steckt drin: Clutch, Motörhead, Hank Williams